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Oberessendorf – Im Rahmen eines mehrtägigen Literatur-Workshops bei der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Weingarten gab es am 30. Juli eine Busfahrt zu verschiedenen Orten in Oberschwaben und am Bodensee, an denen bedeutsame Literatur entstanden ist.

Unter der Führung von Oswald Burger, dem langjährigen Leiter des Literarischen Forums Oberschwaben, begab man sich auf die Spuren der „drei oberschwäbischen Marien und ihres Patrons". Nach der Hommage an die örtliche Literatin – Maria Müller-Gögler (1900 – 1987) war Weingartenerin – fuhr die literaturbeflissene Gesellschaft einen Katzensprung nach Norden, nach Oberessendorf an das ehemalige Zuhause von Maria Menz (1903 – 1996). Hier verlas Burger seine Traueransprache, die er 1996 zum Tod von Maria Menz gehalten hatte. Der Text ist abgedruckt in Hannelore Nussbaums Erinnerungsbuch „Die Offene Tür“ (S. 108 ff). Wir geben den Text im Faksimile am Ende dieses Artikels wieder.

Ein Neffe der Dichterin – Lothar Menz – rezitierte vor dem Menz-Haus Gedichte der vor 27 Jahren verstorbenen und unvergessenen Schriftstellerin. Er sagte den Menz-Verehrern Dank dafür, dass sie der Dichterin an ihrem Lebensort die Reverenz erwiesen. „Nach diesem Finale kann ich auch etwas gelassener dem Unvermeidlichen entgegensehen“, schrieb er der Bildschirmzeitung mit Blick auf das traurige Schicksal des Menz-Hauses, das vom Abbruch bedroht ist. Unter den Gedichten, die der Neffe rezitierte, war auch dieses:

NICHTS BEMÄCHTIGT DIE TOTEN,
IHR GELIEBTES ZU WAHREN;
DIE ANDERN VERFAHREN
UNGEHEMMT MIT DEM GUT
UND HIMMEL SCHREIEND,
WIE DER WAHNSINN ES TUT.

Weiter ging die Fahrt der Literaturfreunde um Oswald Burger nach Wasserburg, wo man im Walserhof speiste und Kindheit und Jugend Martin Walsers Revue passieren ließ. Der wenige Tage zuvor verstorbene große Mann der deutschen Literatur hatte trotz aller Weltläufigkeit nie seine Heimat außer Acht gelassen und die drei Marien – die dritte ist Maria Beig – mit außergewöhnlicher Fürsorge gefördert.

Die weiteren Stationen der Busfahrt galten laut Programm der Maria Beig (1920 – 2018) in Senglingen (Kindheit auf dem Bauernhof) und Friedrichshafen (im Schatten der Industrie) sowie Annette von Droste-Hülshoff und Co. in Meersburg und Ernst und Friedrich Georg Jünger in Überlingen. Beim Abendessen im „Ochsen“ in Überlingen nahm man Literaten von Ludwig Uhland über Karl May bis Theodor W. Adorno in den Blick.

Die literarische Busfahrt endete am Abend am Ausgangspunkt in Weingarten.

Die Fotos von Oberessendorf stammen von Hedy Baumgärtner (Leutkirch).
Text: Gerhard Reischmann

01 Burger

Oswald Burger. In der Hand hält er eine Menz-Ausgabe.

02 Nussbaum

Hannelore Nussbaum (rechts) spricht.

03 Lothar

Lothar Menz (rechts) rezitiert Gedichte seiner Tante Maria Menz.

04 Rückwärtiger Giebel

Das Menz-Haus in Oberessendorf

05 Kleinbauernfront

Hier die Ansprache von Oswald Burger gemäß dem Abdruck im Nussbaum-Buch:

06Burger 1

07Burger 2

 08Burger 3

09Bur4er 4

Die auswahl von Lothar Menz
Nachstehend die von Lothar Menz am 30. Juli vor dem Menz-Haus in Oberessendorf gesprochenen Gedichte:

 10 DER VERRAT

 11 Die Rückschwingung

 12 Die Welt

13 Eins und eins 

 14 Jeder Tag

 15 Einsame Alte

 16 Stufe

 17 LETZTE WIRKLICHKEIT

 

 

halloRV

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