Deutschland (Kolumne) – Verwundert haben sich die Selbstständigen aus Handel, Gastronomie, Hotellerie und Touristik nach der letzten Ministerpräsidentenrunde zu Corona-Auflagen die Augen gerieben. Aus einer energisch argumentierten Inzidenz von 35 wurde nun wieder 50 und teilweise 100. Die Politik hat den Corona-Alltag der Bürger nicht mehr im Blick und ist dabei das letzte Fünkchen Vertrauen zu verspielen.
Mit der in den vergangenen zwölf Monaten entfalteten Kreativität zu Corona-Maßnahmen wären die Ministerpräsidenten mitsamt dem Kanzleramt im Bereich der Kunst und Kultur bestens aufgehoben. Dort wird nur seit einem Jahr kein Geld mehr verdient, im Gegensatz zu beständigen ungekürzten Abgeordneten- und Ministerentlohnungen.
Der Corona-Stufenplan (siehe Artikel in der Bildschirmzeitung) stellt den Versuch dar, dem Wunsch nach Öffnungen Rechnung zu tragen, ohne das Infektionsgeschehen aus dem Ruder laufen zu lassen. Was für Befürworter ein verbindlicher Fahrplan und Motivationsspritze für die erschöpfte Bevölkerung darstellt, ist für die Kritiker ein realitätsferner Vorschlag, der mit der nächsten Corona-Mutation wieder in der Versenkung verschwindet.
Die Kluft zwischen Ankündigungen und der realistischen Umsetzung wird konstant größer, die Geduld der Bürger geht zu Ende. Corona-Krise: Anfangs ohne Masken, dann genügte ein Schal, dann absolut mit Maske und irgendwann nur noch mit FFP2 Maske, Impfen ab Dezember 2020 wird zum Lieferfiasko, Tests zum 01. März angekündigt, 2 kostenlose zugesagt, wann weiß wohl nur das Gesundheitsministerium, aber ab Samstag sind die Tests für 5 Euro das Stück bei ALDI zu bekommen.
Eine Krise wird nicht mit wohlklingenden Worten gemeistert, die Taten zählen. Die Mehrzahl der Leser wird sich an die Bilder aus Wuhan erinnern, wie hunderte von Baggern Tag und Nacht dabei waren, eine Fläche für ein in wenigen Wochen aufgebautes Krankenhaus einzuebnen. Ganz anders hier ein Deutschland. Eine von den Gesundheitsämtern mehrheitlich nicht akzeptierte Software, eine Corona-App, die sich als zahnloser Tiger erweist, ergänzt mit der Schließung von mehr als 20 Krankenhäusern im Jahr 2020, lassen eine koordinierte Krisenbewältigung bezweifeln.
Den Gipfel der politischen Hilflosigkeit verkörperte im heutigen Morgenmagazin der Tourismusbeauftrage Thomas Bareiß. Er stellt mögliche Lockerungen im Hotelbereich und Gastronomie nach der Tagung der nächsten Corona-Runde am 22. März in Aussicht.
Thomas Bareiß im April 2020 (siehe Bericht ZDF) „Wichtig sei nun "Standards für das Reisen" zu definieren. Nach fast einem Jahr heute im Morgenmagazin: "Hoffe auf einen starken Sommer", ganz nach dem Motto: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Bei all diesen Entscheidungen, egal ob aus Unvermögen, Hilflosigkeit, unbewusster oder auch bewusster und gezielter Vorteilsentscheidung für einzelne Branchen, wo sind die Branchenvertreter und die Verbände aus der Gastronomie, Hotellerie und des Tourismus? Man sieht und man hört nichts.
Auch diese Vertreter werden an ihren Taten gemessen, nicht an ihren Worten.
Wolfgang Weiß
dieBildschirmzeitung
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!