Ravensburg - Nachdem eine Spezialeinheit der Polizei und Feuerwehr eine Baumbesetzung junger Klimaaktivisten in Ravensburg in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch beendet hatte, sind am Donnerstag erneut Klimaaktivisten auf einen Baum geklettert. Damit haben sie ihrer Prophezeiung, wir machen weiter und lassen uns durch eine Räumung nicht aufhalten, in die Tat umgesetzt.
Ein Sprecher der Polizei sprach von drei Personen auf einer Plattform. Der Ravensburger Polizeipräsident Uwe Stürmer sagte der Deutschen Presse-Agentur, am Nachmittag solle bei einem Gespräch mit den Aktivisten ausgelotet werden, wie es weitergehen kann. Deren Vertreterin Emma Junker sagte, sie und ihre Mitstreiter seien auf eine friedliche und einvernehmliche Lösung aus. Ihnen gehe es darum, dass die Stadt Ravensburg in Sachen Klimaschutz mit gutem Beispiel vorangehe.
Mit ihrem Protestcamp weisen sie wie schon in den vergangenen 18 Tagen darauf hin, dass Stadt und Landkreis Ravensburg trotz ihres grünen Anscheins nicht annähernd genug unternehmen, um ihren Anteil am demokratisch beschlossenen Pariser Klimaabkommen zu erfüllen und nach Art. 20a des Grundgesetzes die natürlichen Lebensgrundlagen für die zukünftigen Generationen zu schützen.
"Ihr könnt unsere Häuser zerstören, aber nicht die Kraft, die sie schuf", erklärte gestern schon Klimacamperin Rosina Kaltenhauser (17). "Unser Klimacamp geht weiter."
"Ich kann mir am Vorabend von Silvester auch etwas Schöneres vorstellen, als in der Kälte zu frieren und später wieder von der Stadt kriminalisiert zu werden", erklärt Kaltenhausers Mitstreiter Samuel Bosch (17). "Das grüne Image der Stadt ist nur Schein. Nach Einschätzung von Wissenschaftler*innen zeichnet sich die Ravensburger Klimapolitik durch eine gewaltige Ambitions- und eine noch größere Umsetzungslücke aus." Damit bezieht sich Bosch darauf, dass die Stadt ohne Rechtfertigung noch etwa doppelt so viele Millionen Tonnen CO2 zu emittieren gedenkt, als Ravensburg selbst bei wohlwollender Rechnung zustünde.
Das neue Baumhaus befindet sich an der Ecke Karlstraße/Eisenbahnstraße in Ravensburg.
Text:Gerhard Maucher Bild: Ravensburger Klimacamp