Bad Wurzach - Die Stadtkapelle konzertierte gemeinsam mit der Jugendkapelle an diesem zweiten Adventssamstag, eine Konstellation, die ursprünglich so nicht vorgesehen war. Ein große Aufgabe, die aber von Petra Springer angenommen und souverän gelöst wurde.

Denn eigentlich sollte das Konzert der Jugendkapelle bereits vier Wochen zuvor stattfinden, doch eine Erkrankung der Dirigentin durchkreuzte kurzfristig diese Pläne. Kurzerhand wurde so aus dem Jahreskonzert der Stadtkapelle, das unter dem Motto die Götter des Olymp stand, ein Doppelkonzert gemeinsam mit der Jugendkapelle.

Bereits auf dem Weg in den Kursaal begegneten den Konzertbesuchern lebende Statuen, ganz so als würde man den Aufstieg in den griechischen Götterhimmel wagen. Der Saal selbst war aufwendig im Stile der Antike dekoriert.

Die Jugendkapelle eröffnete ihren Konzertteil mit zwei Stücken des jungen österreichischen Komponisten Martin Scharnagl, aus dessen Feder z. B. auch die legendäre Polka „Von Freund zu Freund“ stammt. Mit der speziell für Jugendorchester geschriebenen „Young Fanfare“ und „Music Circle“ . Pia Schmid, die für die JuKa den Ansagerpart übernommen hatte, betonte den besonderen Bezug, den die jungen Musikern zur „Young Fanfare“ hatten, war es doch beim Gesamtchor der 300 Jungmusikanten beim JuKa-Festival im Sommer das Eröffnungsstück gewesen. „Nimmt man die wörtliche Übersetzung „Musik-Ring“ von „Music-Circle“ steht dieser für Zusammenhalt und Miteinander, Werte die Musiker meist ein Leben lang praktizieren.

Wir sind zwar noch jung, verstehen aber schon ganz gut, was damit gemeint ist,“ kommentierte sie den Bezug zum zweiten Stück. „Drachenzähmen leicht gemach“ lautete der Titel des Animationsfilms über die Freundschaft des „dürren Hänfling“ von Wikinger-Häuplingssohn Hicks und seinem Drachenfreund „Ohnezahn“ . „Wir mussten wie die beiden Protagonisten ziemlich viel üben, um das mega-geniale Stück „How to train your dragon” vortragen zu können. Aber eines weiß ich sicher: es hat sich gelohnt!“ kommentierte die Ansagerin Pia Schmid das vorletzte Stück der Jugendkapelle.

Bevor sie das letzte Stück, den „Tiger Rag“ im Arrangement von Dick Ravenal, ankündigte, hatte sie noch eine ganz besonders erfreuliche Neuigkeit zu vermelden: Die JuKa hat sich mit ihrem Motto „Juka-tierisch gut!“ beim Deutschen Jugendorchesterpreis beworben und war für die Wettbewerbsteilnahme nominiert worden. Die Aufgabe des Wettbewerbs besteht dabei aus der kompletten Organisation eines Konzertes sowie natürlich der Qualität der musikalischen Darbietung.

Die Stadtkapelle eröffnete nach einer sehr kurzen Umbauphase ihr Konzert mit einem Solokonzert für Tenorsaxophon und Band, d.h. sie betrat die Bühne erst einmal mit einer kleinen Besetzung. Das besondere an „Jigsaw“ von John Stamp aber war der Solist: Der erst 17jährige Tim Guler spielt seit vier Jahren Tenorsaxophon und ist das erste Mal beim Jahreskonzert der Stadtkapelle dabei. „Ich finde es total mutig, dass er da gleich als Solist auftritt,“ sagte dann auch Andrea Mall, die wie immer gekonnt und kompetent durchs Programm der Stadtkapelle führte.

Tim Guler erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen voll und ganz und wurde vom Publikum und seinen JuKa-Kollegen begeistert gefeiert. Mit den Stimmen der Natur bzw. des Wurzacher Riedes eröffnete die „große Besetzung“ der Stadtkapelle ihren Konzertteil, nämlich mit den dreisätzigen „Wurzun Impressions“ von Dominik Wagner, einem Teil des Feel-more-Music-Projektes, das seit einigen Wochen nun per QR-Code an den Musik-Stelen in der Stadt abgerufen werden kann. Nach dem ersten Satz „Wurzacher Ried“ führte der musikalische Weg zum Wurzacher Schloss, wo Wagner die Zuhörer einlud, barocke Feste mit zu feiern. Im dritten Satz versetzte die Stadtkapelle das Publikum mit Anklängen an das Heiligblutlied in sommerliche Wallfahrtsstimmung beim Gottesberg.

Um den morgendlichen Weckruf an jenem zweiten Freitag im Juli möglichst authentisch zu erzählen, begaben sich vier Musiker der Stadtkapelle auf die Empore, um von dort die Botschaft des Heiligblutfestes zu verkünden. Mit „Olymiada“ des amerikanischen Komponisten Samuel R. Hazo führte die Stadtkapelle das Publikum in die titelgebende Thematik des Konzertes ein, ehe sie mit „Die Götter des Olymp“ des spanischen Komponisten Oskar Navarro sich – musikalisch beeindruckend – den fünf griechischen Gottheiten Hermes, Artemis, Hephaistos, Apollo und Zeus (mit Hera) widmeten.

Besonders bei Hephaistos, dem Gott der Vulkane und der Schmiedekunst, ging das Schlagwerkregister mit Getöse ans Werk und verwandelte den Kursaal zeitweise in ein Schmiedewerkstatt, was im krassen Gegensatz zur eher lyrisch angehauchten, einem lauen Sommerwind gleichenden musikalischen Beschreibung der Artemis darstellte. Weniger brachial, aber dennoch selbstbewusst und stolz zeichnete die Musik Navarros die Figur Apollons, des Gottes der Poesie und des Lichtes nach, während Göttervater Zeus mit Gattin Hera, der Familiengöttin im Olymp, ebenfalls mit Donnergetöse die Szene betreten. Mit einem rauschenden, strahlenden Schluss bringt Navarro die Holzbläser an den Rand ihrer Tempo-Fähigkeiten.

Mit dem Konzertmarsch „Im Eilschritt nach St. Peter“ von Alexander Maurer im Arrangement von Martin Scharnagl dürften sie da weniger Probleme gehabt haben, ja er dürfte sogar für ein entspannteres Musizieren gesorgt haben. Mit „Marchissimo,“ einem eigentlich als Konzerteröffnung von Philipp Sparke geschriebenen Werk als Zugabe beendete die Stadtkapelle ihr diesjähriges Jahreskonzert, das erste seit drei Jahren.

Es war ein musikalisch äußerst gelungener Abend vor einem vollbesetzten Kursaal, die Mühen – vor allem von Petra Springer – haben sich gelohnt. Ein Wermutstropfen: Wegen der schon seit längerem defekten Bühnenbeleuchtung auf der rechten Bühnenseite und der wegen der großen Anzahl an Musikern erforderlichen Bühnenverlängerung in Saalrichtung mussten die Dirigentin und die vorne platzierten Musiker, ihr Tagwerk in relativer Dunkelheit vollbringen.

 

Bericht und Bilder Ulrich Gresser

 

 

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