Ziegelbach -  Das a-capella-Ensemble „Männer und Tenöre“ (kurz MuT) gastierte mit seiner aktuellen „Frack-Tour“ auf Einladung des Wurzacher Kulturkreises im Dorfstadel in Ziegelbach und lud das Publikum dabei zu einer musikalischen Reise auf den Pfaden der legendären Comedian Harmonists ein.

Nachdem das Konzert bereits vor einem Jahr im Kurhaus hätte stattfinden sollen und damals aus bekannten Gründen abgesagt wurde, holten Wolfgang Weiß und seine Mitstreiter die „Frack-Tour“ mit dem A-Capella Ensemble vom Bodensee nun nach. Und gaben damit ein starkes Lebenszeichen des Wurzacher Kulturkreises von sich. Und dass die Musiker auch gesund bleiben, gab es symbolträchtig nach dem (gesungenen) Tagwerk viel Vitamin-C in Form einer Orange...

Zu den Gute-Laune Liedern aus den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts, Bonmots und (verMuTlich) erfundenen Schwänken aus dem eigenen Leben durfte bei den sechs Musikern natürlich der obligatorische Frack nicht fehlen. Die sechs Musiker Alexander Matt am Klavier und Kontrabass, Matthias Johler als 2. Bass, Markus A. Stürzenhofecker als Bariton und die Tenöre Thomas Mentzel 1. Tenor, Johannes Wargenau als 2. Tenor und Thomas Waldherr als 3. Tenor eifern musikalisch als „die Boy-Group vom Bodensee“ ihren großen Vorbildern aus den 30er Jahren, den Comedian Harmonists, nach.

Diese waren mit ihren Auftritten im Berlin der 20er und 30er Jahre tatsächlich so etwas wie die erste Boygroup der Welt. VerMuTlich ins Reich der Fabel dürfte die von ihnen gemachte Äußerung bei ihrer erste Ansage gehören, dass sie auch hin und wieder als die Chippendales vom Bodensee unterwegs seien und die Frack-Tour nur ihr Zweitprogramm sei. Bei vielen Hits der Comedian Harmonists, deren Musik in den 1970er und 80er Jahren eine tolle Renaissance erlebte, konnte die meisten im Publikum leise mitsingen, zumindest aber mitsummen. Die größten Hits der C.H. , wie „Wochenend und Sonnenschein“, „Ein Freund ein guter Freund“ oder bereits als Zugabe „Mein kleiner grüner Kaktus“ durften natürlich bei 30er Jahre Revue ebenso fehlen wie der Morgenmuffel Ohrwurm „Das ist die Liebe der Matrosen“. Weil Sie die Transskription der C. H. des Cole Porter Hits „Night and Day“ nicht für so gelungen halten, sangen sie das Lied aus dem Musical „Divorce“ einfach auf Englisch.

Mit der fulminanten Parodie des verMuTlich ebenfalls frei erfundenen italienischen Tierpsychologen Picco Bello, der mit dem Text von Wau-Wau die Sprache der Hunde entschlüsselt haben will, verabschiedeten sich die Musiker in die wohlverdiente Pause. Und das Publikum bekam die berühmte Ziegelbacher Theaterwurst serviert, denn der Theaterverein Ziegelbach hatte sich ganz kurzfristig bereit erklärt, die Bewirtung an diesem Abend zu übernehmen, wofür sich Wolfgang Weiß zu Beginn des Abends ausdrücklich bei Charlie Glaser und seinem Team bedankte.

Gänzlich Ent-Frackt präsentierten sich die Musiker dann in ihrem zweiten Konzertteil: Lediglich der erste Tenor Thomas Mentzel behielt bekleidungsmäßig die Contenance. Dennoch blieben die Musiker stilsicher in den 30er Jahren, etwa mit Kniggerbogger oder Rauchmantel. Neben weiteren Hits der C. H. etwa das einfühlsame „Liebling mein Herz lässt Dich grüßen“ hatten sie auch viele selbst(ironische) Sprüche für das begeisterte Publikum drauf: „Als Gott die Welt schuf, hat er neben Adam und Eva noch einen dritten Menschen geschaffen: Den Tenor.“

Und beim „kleinen grünen Kaktus“ bei dem sich ihr Bühnendeko-Kaktus als ausziehbar entpuppte, erinnerte sich Thomas Waldherr an eine Bad Wurzacher Handwerker-Ikone, den Zimmerer-Meister Josef Merk, der immer davon sprach, „zum Bodensee nauf !“ zu fahren. Mit dem Hohelied auf die Zahn- und Mundhygiene „Odol“ und dem alten deutschen Volkslied „Guter Mond Du gehst so Stille“, das natürlich auch zum Repertoire der Comedian Harmonists gehört hatte, verabschiedeten sich von dem Wurzacher Kulturkreis-Publikum. Nicht ohne von Wolfgang Weiß den Wunsch seiner Gerti mit auf den Weg bekommen zu haben, das nächste Mal mit ihrem Erstprogramm als Chippendales in Wurzach anzutreten....

 Bericht und Bilder Uli Gresser

 

 

 

­