Eigentlich sollte die Neuverfilmung eines Klassikers „Tod auf dem Nil“ bereits im Oktober 2020 auf die große Leinwand kommen, doch dann musste der Krimi seinen Kinostarttermin räumen. Der berühmte belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot landet nun mit reichlich Verspätung aber nicht weniger prachtvoll seinen Auftritt auf der Kinoleinwand. Am 4. Januar startet die Romanverfilmung in den deutschen Kinos.
Hercule Poirot (Kenneth Branagh) schließt sich einer einer bunt gemischten Reisegruppe an, die auf einem Dampfer den Nil bereist. Auf der Fahrt kommt es zum Mord an der schönen und reichen Linnet Doyle (Gal Gadot), doch die Hauptverdächtige Jacqueline de Bellefort (Emma Mackey), der Linnet ihren Verlobten Simon Doyle (Armie Hammer) wegschnappte hat zum Tatzeitpunkt ein Alibi. Poirot nimmt die Ermittlungen auf und muss unter den zahlreichen anderen Verdächtigen, darunter Linnets Dienstmädchen Louise Bourget (Rose Leslie), ihr Treuhänder Andrew Katchadourian (Ali Fazal) und die berühmte Marie Van Schuyler (Jennifer Saunders), den Tätern finden.
Noch vor der Veröffentlichung von „Mord im Orient Express“ äußerte sich Regisseur und Hauptdarsteller Kenneth Branagh, dass er es im Falle des Erfolges des Filmes begrüßen würde, einen weiteren Hercule-Poirot-Film zu drehen. Nicht nur habe er es genossen, in die Natur des Charakters einzutauchen, sondern auch, im Zuge der Produktion mehrere Bücher von Agatha Christie zu lesen und zu verstehen. Nachdem die Kritiken zu „Mord im Orient Express“ schließlich nur gemischt ausfielen, der Film allerdings bei einem Budget von 55 Millionen US-Dollar weltweit über 350 Millionen US-Dollar einspielen konnte, wurde seitens des Studios im November 2017 der Film „Tod auf dem Nil“ angekündigt, der erneut von Michael Green geschrieben werden sollte. Patrick Doyle hat wie im Vorgängerfilm die Filmmusik komponiert. Branagh äußerte sich bezüglich der Tonalität des Filmes, Tod auf dem Nil sei um einiges düsterer als der Vorgänger. Ebenso wird die Vergangenheit seiner Figur, so etwa der Kampf im Ersten Weltkrieg, thematisiert. Dafür wurden unter anderem alte Aufnahmen aus den Fernsehproduktionen „Die Fahrt zum Leichtturm“ (1983) und „Jack Grant geht seinen Weg“ (1984), in denen Branagh zu sehen war, digital aufbereitet. Sein im Vorgängerfilm noch kontrovers diskutierter Schnurrbart wurde für die Fortsetzung getrimmt.
Bereits Anfang 2019 begann Regisseur Kenneth Branagh in Marokko mit der Vorproduktion. Außerdem wurde in London ein riesiger Wassertank errichtet, in dem eine rund 70 Meter lange und 240 Tonnen schwere Schiff-Atrappe für die Filmaufnahmen lag, die allerdings weder richtig schwimmen noch rangieren konnte. Einzig die Küche und die Kühlräume des Schiffes wurden in separaten Sets errichtet, da sie Handlungsort für viele Szenen waren. Das selbstgebaute Schiff, dessen Errichtung gut 30 Wochen dauerte, wurde auf die Schienen gesetzt, welche bereits für den Zug in Mord im Orient Express zum Einsatz kamen, um es zwischen den einzelnen Sets bewegen zu können. Im Cotswold Water Park nahe Cricklade wurde ein ägyptischer Gewürzmarkt errichtet, während in den Longcross Studios wiederum das Old Cataract Hotel aus Assuan basierend auf Fotos nachgebaut wurde. Bei den Dreharbeiten wurde außerdem eine Nachbildung des Tiffany-Diamanten verwendet. Viele weitere Aufnahmen erfolgten in Marokko und nicht in Ägypten, wie zunächst angenommen wurde. Grund dafür sollen zu hohe Risiken gewesen sein, nachdem sich Ägypten rund zehn Jahre zuvor durch den Arabischen Frühling grundlegend verändert hatte. Unter der Aufsicht von Kostümbildner Paco Delgado entstanden über 100 handgefertigte Kostüme im Stile der späten 1930er Jahre. Entstanden ist ein prächtig ausgestattetes, und grandios in Szene gesetzte sowie ins rechte Licht gerückte Mörder-Rätsel, das einen Regisseur auf dem Höhepunkt seines Schaffens zeigt. Nicht von ungefähr gilt Branagh für seinen Film „Belfast“ als heißer Oscar-Kandidat in diesem Jahr in der Kategorie für die beste Regie.
Autor: Christian Oita