Wir schreiben das Jahr 1978. In einer Kleinstadt in Colorado verschwinden immer mehr Kinder spurlos. Die Polizei fahndet nach dem sogenannten „Greifer“, doch die Ermittlungen laufen ins Leere. Eines Tages gerät der junge Aussenseiter Finney (Mason Thames) in die Fänge des maskierten Kindermörders. Eingesperrt in einem schalldichten Keller hört Finney plötzlich das Klingeln eines schwarzen Telefons an der Wand. Als er abnimmt, melden sich daran die vrstorbenen Opfer des Greifers, die dem verängstigten Jungen bei seiner Flucht helfen wollen. Und auch Finneys Schwester Gwen (Madeleine McGraw), die über übersinnliche Fähigkeiten verfügt, steht bald in Kontakt mit den toten Kindern.
The Black Phone basiert auf einem Roman von Joe Hill, dem Sohn des Erfolgsautors Stephen King, der ohne Umschweife als König des Horrors bezeichnet werden darf. Und der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, auch Joe Hill hat bereits einige Bestseller gelandet. Die filmische Umsetzung eines Buches ist allerdings immer ein schmaler Grat. Die Kunst ist es, eine Geschichte, die sich oft über viele Seiten erstreckt, in etwa eineinhalb Stunden Film zu komprimieren. Das gelingt hier nur bedingt. Vor allem die Charakterentwicklung kommt bei Black Phone etwas zu kurz, wodurch der Film etwas überhastet wirkt und eher an der Oberfläche kratzt, statt wirklich tief zu gehen. Auch über die übersinnlichen Vorgänge bleibt das Drehbuch eine Erklärung schuldig. Seine Stärken hat der Film dann eher in der Inszenierung. Regisseur Scott Derrickson, der unter anderem Doctor Strange drehte, hüllt die Bilder in verblasste Sepiatöne und auch die Ausstattung vermittelt die Optik der späten Siebziger perfekt. Einen guten Job machen auch die Schauspieler. Sowohl die jungen Darsteller als auch Jeremy Davies als alkoholkranker Vater und Ethan Hawk als grausig maskierter Serienmörder überzeugen auf ganzer Linie. Zudem sitzen die Jump Scares und die Spannung wird fast durchgehend aufrecht erhalten. Unterm Strich ist The Black Phone somit ein Film, der zwar etwas Potential verschenkt, der dank seines kreativen Plots und der dichten Atmosphäre Horror-Fans aber dennoch begeistern dürfte.
Autor: Alexander Koschny