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Ravensburg - Nach dem Aus von „Live in Ravensburg“, der städtischen GmbH, kurz Lira genannt, die neben vielen anderen Veranstaltungen in der Türmestadt auch die Oberschwabenschau verantwortete, war die spannende Frage: Wie geht es weiter mit dem Messestandort Ravensburg? Schließlich scheiterte Lira an dem hohen Defizit, das die Stadt nicht mehr tragen wollte.

 

Zwar findet die Oberschwabenschau in diesem Jahr nicht statt, doch für die Zukunft bietet sich eine Lösung an. Die Ravensburger Veranstaltungsgesellschaft ist zwar noch in Gründung, aber hat von der Stadt bereits den Zuschlag für die von der Lira organisierten Messen in der Oberschwabenhalle erhalten. Mit Stephan Drescher, der auch bisher schon die Messen verantwortete und Geschäftsführer der neuen Veranstaltungsgesellschaft ist, sprach BLIX über seine Pläne.

Herr Drescher, was wollen Sie und Ihr Team besser machen als Lira?

Die Lira hatte viele verschiedene Aufgaben unter einem Dach gebündelt. Dazu gehörten zum Beispiel auch Catering, Veranstaltungstechnik und die Vermarktung der Ravensburger Spielstätten. Wir mit unserem Spezialisten-Team machen ausschließlich Messen. Man kann also nicht von „besser“ oder „schlechter“ sprechen, man kann das einfach schlecht vergleichen. Mit der neuen RVG werden wir anders arbeiten, spezialisierter. Messen waren und sind unsere Kernkompetenz.

Sie werben damit, dass das Team der neuen Ravensburger Veranstaltungsgesellschaft das alte der Lira ist, das klingt nicht nach frischem Wind. Wie viele Mitarbeiter hat die neue Gesellschaft?

Ich bin froh, dass einige der früheren Kollegen jetzt mit mir starten und auch ihre Erfahrung und Expertise mitbringen. Das ist unser Kapital. Derzeit haben wir ein Team aus sieben Köpfen, die teils fest, teils frei für die RVG arbeiten.

Sie werden die bisherigen Messen, für die Sie bereits bei Lira verantwortlich waren, fortführen. Reicht das?

Das können Sie ja jetzt schon sehen – wir starten gleich mit etwas Neuem, der „Agraria Oberschwaben“, einem Eigengewächs. Hinzu kommt: Bisher hatten wir ein Korsett, eine fest definierte Aufgabe; wir sollten Veranstalter für und in Ravensburg sein. Diese Einschränkung gibt es jetzt nicht mehr. Jetzt ist es erlaubt, an mehr zu denken!

Stephan Drescher Portrait

Stephan Drescher glaubt fest an die Zukunft der Regionalmessen.

Einen Akzent setzen Sie mit der neuen Messe Agraria, die anstelle der corona-bedingt abgesagten Oberschwabenschau vom 14. bis 18. Oktober stattfindet. Es soll eine Fachmesse sein. Sie bedienen mit einer reinen Land- und Forstwirtschaftsmesse ein sehr kleines Segment, das war in den Anfängen der Oberschwabenschau noch völlig anders. Warum macht es trotzdem Sinn?

Wir wollen natürlich wieder eine Oberschwabenschau machen, aber 2020 geht eine so große Publikumsveranstaltung einfach nicht. Nicht so, dass es allen Spaß macht. Umso wichtiger war es uns, dass wir der land- und forstwirtschaftlichen Branche trotzdem etwas anbieten können. Tatsächlich haben uns viele unserer Ansprechpartner aus dieser Branche gedrängt, etwas zu machen – gerade diese Branche braucht ihre Messe. Warum? Die Branche Land- und Forstwirtschaft gehört neben der IT zu denen, die sich am schnellsten verändern, die am stärksten Richtung Zukunft fortgeschritten sind. Es gibt zwar weniger Landwirte als früher, aber das bedeutet nicht, dass das Thema Lebensmittelerzeugung unwichtiger wird, im Gegenteil.

Die bauplus in Biberach werden Sie hingegen nicht fortführen. Warum nicht?

Wir hätten sehr gern auch die Biberacher Baumesse weitergemacht. Wir hatten uns auch frühzeitig darum bemüht, konnten aber natürlich die Stadthalle nicht fest buchen, solange wir den Zuschlag für die Lizenzen der Messen noch nicht hatten. Der Vermieter wollte Planungssicherheit für die Halle, bevor wir die Lizenz hatten. Da ging es nur um wenige Tage. Jetzt setzt der Hallenvermieter auf einen anderen Anbieter, der 2021 zum exakt selben Termin eine Baumesse macht. Glücklich bin ich darüber nicht.

Der digitale Marktplatz ersetzt den realen. Wie sehr sind davon auch Ihre Messen betroffen, und was wollen und können Sie gegen diesen Trend unternehmen?

Wieso sollten wir gegen diesen Trend etwas unternehmen wollen? Wir selbst sind online ja sehr aktiv. Für alle unsere Messen gibt es digitale Erweiterungen, und das ist eine super Unterstützung, im Vorfeld und auch im Nachgang. Während der Messe regiert aber das Analoge. Da kommen die Menschen zusammen, können die Produkte sehen, anfassen, ausprobieren, vergleichen. Das kann durch nichts ersetzt werden.

 

Autor: Roland Reck

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