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Oberschwaben - Der Sommer steht vor der Tür und eigentlich würde jetzt die Zeit beginnen, in der die meisten voller Vorfreude auf die kommenden Heimatfeste und Festivals blicken. Eigentlich! Wäre da nicht dieses Virus namens Corona. Corona verändert unser aller Leben und dank Corona scheint nichts mehr so zu sein, wie es mal war - zumindest aktuell. Damit müssen wir umgehen, genau so wie mit der Tatsache, dass unsere geliebten Feste erst wieder im nächsten Jahr stattfinden werden. Doch nicht nur wiederkehrende Heimatfeste, sondern auch zahlreiche Jubiläen stehen im diesjährigen Festkalender und können nicht wie geplant gefeiert werden. Dies ist umso schmerzlicher, da ein Jubiläum schließlich einmal und nie wieder kommt. Deshalb stellen wir einige Jubiläen aus der Region vor, die entweder nicht, in veränderter Form oder zu einem späteren Zeitpunkt gefeiert werden sollen.

„Berblinger 2020“ in Ulm

Postkarte Berblinger

Die Stadt Ulm feiert ihren Flugpionier. Foto: Stadtarchiv Ulm

Die Stadt Ulm feiert in diesem Jahr den 1770 in der Donaustadt geborenen Schneider, Erfinder und Flugpionier Albrecht Ludwig Berblinger. Als Berblinger, im Volksmund „der Schneider von Ulm“ genannt, am 31. Mai 1811 mit seiner bekanntesten Erfindung, einem Hängegleiter, der ihm den Gleitflug ermöglichen sollte, vor den Augen von Herzog, Prinzen und einer johlenden Menge Ulmer Bürger in die Donau stürzte, erntete er Spott und Hohn. Heute aber weiß man, dass Berblinger ein Visionär war, der an seine Erfindungen und den Traum vom Fliegen glaubte. Damit die Jubiläumsfeierlichkeiten zu „Berblinger 2020“ nicht komplett ins Wasser fallen, wie einst der Schneider selbst, hat die Stadt Ulm das ursprünglich ab Mitte Mai geplante Veranstaltungsprogramm neu terminiert. So ist der Jubiläumsstart für den Zeitraum vom 24. bis 27. Juni vorgesehen. Weitere Veranstaltungen finden über das gesamte Jahr verteilt statt. Einzelne Programmpunkte sollen auf 2021 verschoben werden. Bereits im Mai eröffnete die große Sonderausstellung „Die Welt, ein Raum mit Flügeln“ im Stadthaus Ulm. An der Schnittstelle zwischen der Kraft der Fantasie und der Wissenschaft erschließen die Bühnenbildner Timo Dentler und Okarina Peter das Erbe des Flugpioniers. Eine weitere Ausstellung mit dem Titel „Transhuman: Von der Prothetik zum Cyborg“ soll am 27. Juni im Museum Ulm ihre Pforten öffnen. Geplant ist des Weiteren, dass zwischen Mitte September und Mitte Oktober zahlreiche Veranstaltungen rund um die Themen „Erfindertum, Mut und Innovation“ sattfinden sollen. Weitere vorgesehene Veranstaltungen wie die Uraufführung des Musicals „Ich bin ein Berblinger“ sowie das Multimedia-Kunstprojekt „Digital Wall“ und das Fest an der Adlerbastei „Innovate, Celebrate“ sollen nach derzeitigem Stand auf nächstes Jahr verlegt werden. 

 

800 Jahre Pfullendorf

Pfullendorf Stadtseepanorama kleiner

Die ehemalige freie Reichstadt Pfullendorf ist reich an Geschichte.Foto: Stadt Pfullendorf

Ende April 1220 erhob König Friedrich II. Pfullendorf bei einem Reichstag in Frankfurt am Main zur königlich-staufischen Stadt, was am 2. Juni 1220 in Worms beurkundet wurde. Pfullendorf gehört damit zu den wenigen Städten, deren Stadterhebungsurkunde noch im Original erhalten ist. Grund genug, um die bewegte Geschichte der ehemaligen freien Reichsstadt gebührend zu feiern.

Seit mehr als einem Jahr arbeitete die Stadt Pfullendorf an einem umfangreichen Jubiläumsprogramm, das über das ganze Jahr verteilt stattfinden sollte. Höhepunkt des Jubiläumsjahres sollte ein großes Jubiläumswochenende im Juni werden. Leider wird es dazu nicht kommen. Aufgrund der aktuellen Entwicklung rund um das Corona-Virus sieht sich die Stadt nun gezwungen, sämtliche geplanten Veranstaltungen rund um das große Jubiläum abzusagen. Immerhin konnten die Bürgerinnen und Bürger zu Beginn des Jahres bereits ein paar kleinere Veranstaltungen des Jubiläumsprogramms genießen, was allerdings nur ein kleines Trostpflaster sein dürfte. 

Allerdings plant die Stadt Pfullendorf einiges im kommenden Jahr nachzuholen oder gegebenenfalls auch andere Events durchzuführen. Jedenfalls soll die Zeit bis dahin genutzt werden, um ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen. So hat das große Festwochenende in der Innenstadt bereits einen neuen Termin gefunden und soll vom 18. bis 20. Juni 2021 stattfinden. Auch das Pfullendorfer Theaterspektakel wird in den Juli des nächsten Jahres verschoben, so dass die meisten Feierlichkeiten mit einem Jahr Verspätung doch noch stattfinden werden. 

 

1250 Jahre Bad Buchau

Verkaufsoffener Sonntag in Bad Buchau

In Bad Buchau müssen sowohl das Adelindisfest als auch ein Großteil der Jubiläumsveranstaltungen auf nächstes Jahr verlegt werden. Foto: Stadt Bad Buchau

Bad Buchau ist bekannt für sein Moor- und Mineralheilbad, außerdem für seine prähistorischen Pfahlbauten, die zum UNESCO-Welterbe gehören, und für das Europareservat Federsee. Hinter allem steht eine lange, bewegte Geschichte. 2020 begeht die Stadt ihre 1250-Jahrfeier nach ihrer Gründung zusammen mit dem Stift durch Warin und Adelindis im Jahr 770. Hierzu wurde einiges geplant, so sollte im Juli des Jubiläumsjahrs Philipp Böhlers Theaterstück „Der Apostel von Buchau“ wiederaufgeführt werden, zum Festakt mit Gottesdienst wurde auch Bischof Dr. Gebhard Fürst erwartet. Des Weiteren sollte über das ganze Jahr verteilt eine Vortragsreihe zur Stadt- und Stiftsgeschiche mit hochkarätigen Referenten abgehalten werden. Kulturabende, Ausstellungen und Open Air Konzerte sollten das abwechslungsreiche Programm abrunden. Als weiterer Höhepunkt war das nur alle zwei Jahre stattfindende Adelindisfest geplant. Nach aktuellem Stand müssen die meisten Veranstaltungen aber leider abgesagt werden, weder Freilichtspiel noch Adelindisfest sind aufgrund der aktuellen Beschränkungen durchführbar. Zwar steht genaueres zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht fest, Bürgermeister Peter Diesch geht aber fest davon aus, einen Großteil der Feierlichkeiten im nächsten Jahr nachholen zu können.

 

Kißlegg ist 200 Jahre eigenständig

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Trotz Corona dürfen sich die Kißlegger auf mehrere Jubliäumsveranstaltungen freuen. Foto: Gemeinde Kißlegg

Mit dem Inkrafttreten der Gemeindeordnung am 7. April 1820 wurde der Marktflecken Kißlegg, der seit 1806 dem Oberamt Wangen zugeordnet war, zur Gemeinde Kißlegg erhoben. Am 15. September 1870 eröffneten die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen den Streckenabschnitt Waldsee–Kißlegg der Bahnstrecke Herbertingen–Isny. Heute ist Kißlegg ein Luftkurort mit rund 9000 Einwohnern der in diesem Jahr seine  200-jährige Eigenständigkeit sowie 150 Jahre Bahnanschluss feiert. Dazu waren zahlreiche Veranstaltungen geplant, die bis in den Oktober hinein reichen sollten. Welche davon nun realisierbar sein werden, muss im Einzelfall entschieden werden. Stattfinden sollen in jedem Fall das beliebte Open-Air-Kino im August, die sommerlichen Musikhighlights auf der Seebühne sowie der „Kißlegger Sommer“ mit seiner kleinen Konzertauswahl. Die für Ende März geplante Jubiläumsausstellung „Kißlegg – wie gemalt“ am 21. Mai eröffnet worden ist und aller Voraussicht nach noch bis zum 18. Oktober im Neuen Schloss besucht werden kann. Die Ausstellungsstücke sind Leihgaben von Künstlern, die in Kisslegg leb(t)en oder als Gast verweilten und das Gesehene auf Papier gebracht haben. Parallel dazu wird der Kißlegger Fotograf Stefan Kuhn einen Sommer lang im Neuen Schloss residieren. Er zeigt im Rahmen von „Artist in Residence“ sein künstlerisches Projekt - die Serie „Lakeshore Operations“. Auch das Heimatmuseum präsentiert im Jubiläumsjahr eine eigenwillige Ausstellung mit Sammelstücken des Kißleggers Georg Maier. Zur Feier des Jubiläums „150 Jahre Bahnanschluss“ wird eine historische Dampflokomotive am 12. und 13. September, Station in Kißlegg machen.

 

400 Jahre Isnyer Kinder- und Heimatfest

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Das Isnyer Kinder- und Heimatfest wird in diesem Jahr leider nicht stattfinden. Foto: Hilarmont

Das Isnyer Kinder- und Heimatfest ist eines von vielen Heimatfesten, das in diesem Jahr aufgrund der Corona-Krise ins Wasser fällt und doch ist es ein besonderes, da es ausgerechnet in diesem Jahr sein vierhundertstes Jubiläum gefeiert hätte. Das Isnyer Kinder- und Heimatfest hat somit eine sehr lange Tradition, die bereits im Jahre 1620 beginnt. So wird von etwa 100 Knaben berichtet, die mit „hiltzin Helleparten, item Bixen, brennenden Lunten, Trummen und Pfeiffen“ in der Stadt umherzogen und zuletzt auf den Rain marschierten. Diese Tradition der Kinderfesttrommler hat man sich bis heute bewahrt. Das Fest bietet jährlich gesellige Unterhaltung mit großem Festzelt, Musik, Fahrgeschäften und abwechslungsreichen Programmpunkten. Da ist es umso bedauerlicher, dass auch dieses Fest in diesem Jahr dem Virus zum Opfer fällt, denn ein zunächst angedachter späterer Termin wurde wieder verworfen. Die Stadt Isny plant allerdings, das umfangreiche Jubiläumsprogramm im nächsten Jahr nachzuholen und als kleinen Trostpreis dürfen sich die Bürgerinnen und Bürger neben einer geplanten Ausstellung zum Fest auch auf das Jubliäumsbier freuen. Das wird auf jeden Fall gebraut und kann dann in Gärten, auf Balkonen und vielleicht auch Gaststätten genossen werden. Zum Wohl!

 

60 Jahre Städtepartnerschaft in Aulendorf

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Seit 1980 steht diese Statue als Symbol der Städtepartnerschaft in Aulendorf - eine gleiche steht auch in der Gemeinde Conches. Foto: Alexander Koschny

Eine Statue am Eingang des Stadtparks, die zwei sich in den Armen liegende Menschen zeigt, zeugt von der seit nun 60 Jahren bestehenden Städtepartnerschaft Aulendorfs mit der französischen Gemeinde Conches. Zur Partnerschaft zwischen Aulendorf und der in der Normandie gelegenen, 5000 Einwohner zählenden Gemeinde kam es, weil ein Verwandter des damaligen Concher Bürgermeisters Kontakte nach Oberschwaben pflegte. 1959 reisten dann die ersten Aulendorfer nach Conches, am 28. August 1960 trafen erstmals Gäste aus Conches in Aulendorf ein. Damit ist diese Städtepartnerschaft eine der frühesten in Baden-Württemberg nach dem Zeiten Weltkrieg. Das anstehende Jubiläum wollten die Aulendorfer dazu nutzen, ihre Stadt einmal mehr in Blau-Weiß-Roten Farben erstrahlen zu lassen und gemeinsam mit den Gästen aus Frankreich zu feiern. Auch das städtische Gymnasium pflegt einen jährlichen Schüleraustausch mit dem College in Conches. Leider wird dieser Schüleraustausch in diesem Jahr nicht realisierbar sein, genau so wenig wie die Durchführung der geplanten Feierlichkeiten oder der Besuch der Gäste aus Frankreich. Dabei war die Planung schon weit fortgeschritten. Zum öffentlichen Festakt hatten bereits die Landtagsabgeordneten Petra Krebs und Raimund Haser ihr Kommen zugesagt. Mehrere Programmpunkte sollen nun ins nächste Jahr übernommen werden, ein genauer Termin steht allerdings noch nicht fest. Derzeit wird davon ausgegangen, dass die Feierlichkeiten im ersten Halbjahr 2021 stattfinden können.

 

25 Jahre Musikfestspiele Ochsenhausen

Artists in Residence Musikfestspiele

Freunde klassicher Musik müssen in diesem Jahr auf die Musikfestspiele verzichten.

Seit Jahren begeistert die Konzertreihe „Musikfestspiele Schwäbischer Frühling“ über Christi Himmelfahrt die Freunde klassischer Musik aus der Region und darüber hinaus mit erstklassigen Konzerten. Nun stand das 25-jährige Jubiläum auf dem Programm, das inhaltlich durch den neuen Intendanten Prof. Linus Roth verantwortet werden sollte. Im Mittelpunkt der Jubiläumsfestspiele sollte Ludwig van Beethoven stehen, dessen 250. Geburtstag ebenfalls auf das Jahr 2020 fällt. Aber auch neue Akzente sollten gesetzt werden. So hatte Prof. Linus Roth geplant, den Tango-Abend mit international bekannten Kollegen selbst zu bestreiten und als Gegensatz dazu am Christi-Himmelfahrt-Tag einen eher kontemplativen Abend zu gestalten. Ebenso sollten aber auch bewährte Dinge fortgesetzt werden, wie zum Beispiel die Zusammenarbeit mit der Landesakademie bei der Durchführung eines Meisterkurses für Klarinette. Da allerdings die Gesundheit der Gäste, Mitarbeiter und Künstler höchste Priorität hat, wurde jetzt entschieden, die diesjährigen Musikfestspiele abzusagen. Zumindest steht aber der Termin für nächstes Jahr bereits fest, vom 12. bis 16. Mai wird dann das 25-jährige Jubiläum nachgeholt. 

 

300 Jahre Cosmas Damian Asam in Weingarten

Weingarten Langhausfresko

Ein echtes Meisterwek: Das Langhausfresko von Cosmas Damian Asam in der Basilika in Weingarten. Foto: Andreas Praefcke

Cosmas Damian Asam wurde 1686 vermutlich im bayrischen Benediktbeuren geboren und war ein Maler und Architekt des Spätbarocks. Er gilt als ein Hauptmeister der süddeutschen Deckenmalerei zwischen Barock und Rokoko. Er wirkte bei der Ausgestaltung zahlreicher Schlösser und Kirchen mit, so auch bei der Basilika in Weingarten. Dort kann man auch heute noch seine virtuosen Deckenfresken bewundern. Von 1717 bis 1720 übernahm Asam hier souverän die Aufgabe, die größte Barockkirche nördlich der Alpen mit einer Bildfläche von 1100 Quadratmetern auszumalen. Für ihn war Weingarten der einzige Wirkungsort im Schwäbischen und so setzte Asam hier für die zahlreichen barocken Kloster- und Wallfahrtskirchen Oberschwabens und des Bodenseeraumes quantitativ wie qualitativ Maßstäbe, zumal es nur in Weingarten auch eine Kuppel auszumalen galt. Das Jahr 2020 steht damit für das 300-jährige Jubiläum der Vollendung dieser beeindruckenden Deckenbilder. Vor der geplanten Sanierung im Rahmen einer grundlegenden Innenrenovierung der Basilika will die Kirchengemeinde St. Martin dieses Ereignis mit einer Vortragsreihe würdigen. Vorgesehen ist, dass der erste Vortrag „Die Asamfresken der Basilika heute“ von Dr. Dörthe Jakobs am 22. Oktober stattfinden wird.

 

875 Jahre Kloster Weissenau

Kloster Weissenau Konvent von Osten

Still bleiben wird es auch im Kloster Weissenau. Foto: Andreas Praefcke

Auch das Kloster Weissenau feiert ein Jubiläum. Im Jahr 1145 wurde es von Gebizo von Ravensburg, einem Ministerialen der Welfen, gestiftet. Die Besiedlung unter Probst Hermann I. erfolgte mit Chorherren aus dem Kloster Rot an der Rot. Der Grundstein der Kirche wurde 1152 gelegt und die vorläufige Weihe erfolgte 1163. Nachdem die Propstei 1257 zur Abtei erhoben wurde, erhielt sie 1283 von Rudolf von Habsburg eine Heiligblutreliquie. Die Reliquie steht nach wie vor im Mittelpunkt des traditionellen Magdalenenfestes. Dieses wird nun, aller Voraussicht nach, neben vielen anderen Programmpunkten, nicht stattfinden können. Neben Konzerten, Gottesdiensten und Vorträgen stand auch der große Jubiläumsblutritt auf dem Plan. Dieser sollte am 21. Juni stattfinden, Bischof Gebhard Fürst sollte als Reliquienträger daran teilnehmen. Zwar sind der Blutritt und auch das Magdalenenfest nach derzeitigem Stand noch nicht offiziell abgesagt, Die Pfarrei St. Peter und Paul in Ravensburg weist aber darauf hin, dass sämtliche Jubiläumsveranstaltungen aufgrund der Corona-Pandemie nicht abgehalten werden können. Immerhin stehen noch einige Veranstaltungen wie Konzerte und ein Gemeindefest auf dem Plan, die für die Monate September und Oktober terminiert sind. 

 

Autor: Alexander Koschny

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