Oberstdorf - Nicht ganz „dahoim“, aber auch nicht weit weg: Allein das spektakuläre alpine Panorama ohne schweißtreibende Aufstiege lohnt die Tour vom Nebelhorn ins Oytal. Der letzte Abschnitt begeistert nicht nur Kinder: Mit dem Roller geht’s zurück zu Parkplatz oder Bahnhof.
Einer der schönsten Panoramawege des Allgäus führt von der Nebelhorn-Station Höfatsblick (1930 m) zum Himmeleck (2007 m) - mit schwebendem Aufstieg und rollender Talfahrt. Eine aufregende und vergnügliche Höhenwanderung vor einem großartigen Vierhundert-Gipfel-Panorama. Reine Gehzeit gut sechs Stunden. Doch Vorsicht: Der lange Abstieg ist nichts für empfindliche Knie und oft sind bis in den Sommer noch einige steile Altschneefelder zu überqueren.
Der 2268 Meter hohe Schneck ist einer der charakteristischen Grasberge der nördlichen Kalkalpen.
Der neuen Seilbahn entstiegen, möchte man an der „Station Höfatsblick“ am liebsten gleich pausieren. Atemberaubend schön ist schon hier der Blick auf die wilde Pracht der Allgäuer Gebirgslandschaft. Doch die Bahn spuckt unaufhörlich weiter Menschenmassen aus und so folgen wir dem Schild „Laufbacher Eck“ in Richtung Einsamkeit. Und schon nach einer halben Stunde begleiten uns nur noch vereinzelte Rucksackträger, deren Wanderlust bald belohnt werden soll. Zum Beispiel mit einem Blick auf die vier kathedralenartigen Spitzen der Höfats (2258 m), die bis oben hin mit dichtem Gras und Blumen überzogen sind.
Wenig später wächst ein Berg namens Schneck (2268m) aus dem Nichts. Zunächst in Form einer überdimensionalen Ziehharmonika. Während wir ihn umwandern wird er ständig seine Form verändern, mal wird er zum spitzen Fels-Dom, dann ein lässig hingeworfener Grashügel. Das Chamäleon des Allgäus macht seinem Namen alle Ehre. Der Weg führt uns weiter durch blühende Blumenwiesen zu einem Sattel namens Laufbacher Eck. Hier kehren die meisten Wanderer um. Wir gehen weiter, steigen ein Stück hinab auf dem Weg Richtung Prinz-Luitpoldhaus um den Schneck herum vorbei an putzigen Murmeltieren wieder hinauf zu einem Plätzchen namens Himmeleck. Ein toller Rundblick vom Sattel (2007 m), kurze Brotzeit inmitten von Trollblumen, Allermannsharnisch und Enzian, dann führt uns der Weg hinunter ins Oytal vorbei an der bewirtschafteten Käseralpe.
Die letzten Kilometer rollt man gemütlich ins Tal.
Es lohnt sich, hier noch einmal etwas zu trinken, denn der Weg durchs Oytal hinaus nach Oberstdorf ist noch lang. Es sei denn man verkürzt ihn. Mit einem Spaß, der Kinder begeistert und Erwachsene kindisch werden lässt: einer Berg-Roller-Fahrt entlang des wilden Oybachs hinab nach Oberstdorf. Start ist am Gasthof Oytalhaus (1006 m), etwa ein Stündchen Fußmarsch von der Käseralpe entfernt. Hier mietet man sich einen Oytal Roller, mit dem man ohne Anschieben zu müssen, gemütlich siebeneinhalb Kilometer vorbei an den Skischanzen zur Talstation der Nebelhornbahn rollt. Trotz dieses entspannten Finales ist diese Tour schon wegen ihrer Länge von 21 Kilometern und den 1500 Höhenmetern nur für geübte Wanderer und größere Kinder zu empfehlen. Auch die kürzere Strecke (11 km, dreieinhalb Stunden Gehzeit) auf dem steinigen Gleitweg über den türkisblauen bis zu 42 Meter tiefen Seealpsee führt 1240 Höhenmeter abwärts und erfordert alpine Erfahrung.
INFO:
Ausgangspunkt: Parkplatz der Nebelhornbahn in Oberstdorf. Die Seilbahn fährt täglich von 8.30 Uhr bis 16.50 Uhr. Erwachsene zahlen 28,50 Euro, Kinder 13,50 Euro. Alpine Beratung Oberstdorf, 08322-700-200 oder
www.dashoechste.de
Weitere Bergtouren (Dietersbach-Älpelesattel, Gerstruben-Hahenköpfle) führen ins Oytal. Man kann auch von Oberstdorf über den Hohenadelweg ins Oytal laufen oder mit dem Pferdewagen ab Megever Platz fahren. Gruppen über 15 Personen werden für die Rollermiete um Reservierung gebeten. Berggasthof Oytal, Tel. 08322/80381.
Autorin: Andrea Reck