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Ochsenhausen - Dass in der kleinen Stadt Ochsenhausen mit ihren knapp 9000 Einwohnern große Kunst zu sehen und zu hören ist, bereichert den Landkreis. Im Fruchtkasten läuft derzeit eine Ausstellung über 35 Jahre Bildende Kunst. Dazu erschien ein bemerkenswertes Buch.

Werke von zwanzig Künstlerinnen und Künstlern präsentieren die Freunde des Fruchtkastens in ihrer aktuellen Schau, die „35 Jahre Ausstellungen in Ochsenhausen“ würdigt. Persönlich anwesend waren bei der Vernissage am 12. März unter anderen Steffen Dietze, Horst Reichle, Willi Siber und Wolf-Dietmar Unterweger. Bürgermeister Andreas Denzel begrüßte in der einstigen Kornschütte des Klosters seinen Vorgänger Max Herold, von dem einst die Initiative für den Ausstellungsraum Fruchtkasten ausgegangen war.
Die Ausstellung zeigt Arbeiten von 20 Künstlern und Künstlerinnen, die dem Ochsenhauser Fruchtkasten seit vielen Jahren verbunden sind. Erste Ausstellungen fanden ab 1988 statt, zu einer regelmäßigen Ausstellungstätigkeit kam es ab 1989. Der inhaltliche Schwerpunkt des Programms liegt auf zeitgenössischer Kunst aus der erweiterten Region. Bei den „Großen Sommerausstellungen“, die es seit 1997 gibt, sind jedoch auch große Namen wie Picasso, Chagall und Miró oder der aus dem nahen Rot an der Rot stammende Holzschneider HAP Grieshaber zu Gast. Inzwischen zählt der Fruchtkasten mit seinem barocken Gewölbe und den charakteristischen Fenstertüren zu den ältesten und bekanntesten öffentlichen Galerien Oberschwabens. Die Ausstellung stellt vor allem aktuelle Arbeiten der 20 Kunstschaffenden vor, die dem Fruchtkasten zum Teil mehrfach in Ausstellungen vertreten waren. Die Liste der Beteiligten der diesjährigen Frühjahrsausstellung liest sich wie ein Who‘s Who der regionalen Kunstszene, die zum Teil weit darüber hinaus wahrgenommen wird: Siegfried Assfalg (+), Sabine Becker, Steffen Dietze, Diether F. Domes (+), Josef Ebnöther, Jürgen Elsner (+), CHC Geiselhart, Willibrord Haas, Josef Alexander Henselmann, Christofer Kochs, Christopher Lehmpfuhl, Ena Lindenbaur, Harry Meyer, Axel F. Otterbach, Klaus Prior, Horst Reichle, Robert Schad, Hermann Schenkel, Willi Siber, Wolf-Dietmar Unterweger. Gezeigt wird ein Querschnitt aus Malerei, Graphik, Fotografie und Skulptur. Die Ausstellung ist zugleich die Abschluss-Ausstellung des Kulturamtsleiters Michael Schmid-Sax, der im Herbst 2022 in den Ruhestand getreten ist.

BM Andreas Denzel ueberreicht Michael Schmid Sax die Bürgerehrennadel

BM Andreas Denzel überreicht Michael Schmid-Sax die Bürgerehrennadel. Foto: Andrea Reck

Unverwechselbare Werke
In seiner Einführung arbeitete der langjährige stellvertretende Leiter des Museums Biberach Uwe Degreif kurz heraus, was die zwanzig ausgestellten Künstler verbindet: Sie setzen zeitlich alle nach der Abstraktion der Sechziger Jahre ein. Sie verlassen bei der Skulptur die Materialgerechtigkeit („die Natur ihren Weg gehen lassen“). Sie sind unverwechselbar und entwickelten eine individuelle Handschrift. Sie transportieren überwiegend keinen eindeutigen Sinn mehr und machen ihre Betrachter zu Interpreten.
Begleitend zur Ausstellung erscheint das Buch CHAPEAU!, in dem sämtliche Ausstellungen von Beginn an dokumentiert sind. Rolf Waldvogel, ehemaliger Kultur-Ressortleiter der Schwäbischen Zeitung, lobte das über 300seitige Buch, dessen Hauptautor Degreif ist. Es widmet sehr übersichtlich jeder Ausstellung eine Doppelseite. Besuchermagnet war die Chagall-Ausstellung 2005 mit 18.500 Kunstinteressierten. Insgesamt kamen im Lauf der Jahrzehnte knapp 300.000 Besucher. Dieser arbeitsintensiven Bestandsaufnahme der Ausstellungstätigkeit stellt Schmid-Sax einen Abriss der Geschichte der ehemaligen Benediktiner-Reichsabtei Ochsenhausen voran. Zusätzlich werden die Wechselausstellungen im benachbarten Klostermuseum dokumentiert. Für das visuelle Erscheinungsbild aller Ausstellungen zeichnete der im letzten Jahr verstorbene Künstler Jürgen Elsner verantwortlich.

Wechsel im Kulturamt
Stolz ist Schmid-Sax, dass im Rahmen des pädagogischen Begleitprogramms insgesamt tausend Schulklassen das Schulatelier des Fruchtkastens besuchten. Der ehemalige Kulturamtsleiter bedankte sich ausdrücklich bei allen Mitarbeitenden, ehe er nach der Laudatio von Bürgermeister Denzel die Bürgerehrennadel der Stadt überreicht bekam.
Seit Juli 2022 ist Kathrin Käppeler Leiterin des Amtes für Bildung, Betreuung und Kultur bei der Stadt Ochsenhausen. Sie freut sich auf ihre Aufgabe als Galerieleiterin. Ihr Ziel ist es, die museumspädagogischen Angebote weiter auszubauen und den Fruchtkasten für Kinder und Familien noch attraktiver zu machen. Sie kann sich aber auch vorstellen, beispielsweise eine Ausstellung über Straßenkunst in das ehrwürdige Barockgebäude zu bringen.
Musikalisch wurde die Veranstaltung von der örtlichen Musikschule begleitet, am Klavier Johanna Bentele. Die Ausstellung im Ochsenhauser Fruchtkasten ist bis 14. Mai von Dienstag bis Sonntag von 11:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Das sehr empfehlenswerte Buch CAHPEAU! kostet 29,90 €.

 

Autorin: Andrea Reck

 

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