Futter. Heizung, Personalkosten – alles wird teurer. Wie kommen unsere Tierheime über den Winter?
Egal ob Gas, Lebensmittel, Handwerker – die Preise steigen. Auch bei den Produkten rund ums Haustier schnellen die Preise in die Höhe. Was passiert, wenn die Kosten für den tierischen Freund einfach nicht mehr zu stemmen sind? Auch manche Tierheime sind derzeit am Limit. Die Gründe sind vielfältig. Wegen der neuen Gebührenordnung für Tierärzte sehen sich manche Halter gezwungen ihr Tier aus Geldnot abzugeben. Hinzu kommen viele Hunde und Katzen, die während der Pandemie leichtsinnig angeschafft wurden und die nun vermehrt im Tierheim landen. Auch dort steigen die Preise für Tierfutter rasant, Das belastet neben den Tierarztkosten und der Erhöhung des Mindestlohns das Budget. Hinzu kommen die steigenden Energiekosten für die oftmals schlecht isolierten Gebäude. Da reichen auch die Spendeneinnahmen meist nicht mehr aus.
Nach dem deutschen Fundrecht sind die Gemeinden verpflichtet, Fundtiere entgegenzunehmen und zu verwahren. Die Tiere müssen gemäß § 2 des Tierschutzgesetzes ordnungsgemäß untergebracht und betreut werden. Soweit die Gemeinde für die danach geforderte Unterbringung und Betreuung nicht in eigenen Einrichtungen sorgen kann, hat sie die Tiere einer geeigneten Person oder Stelle, etwa einem Tierheim, zu übergeben und die erforderlichen Aufwendungen dafür zu tragen. Zu den erstattungspflichtigen Aufwendungen gehören die Kosten für eine artgemäße Unterbringung, Pflege und Ernährung sowie die Kosten für eine tierärztliche Behandlung der Fundtiere. Die den Tierheimen gewährte Kostenerstattung deckt allerdings nur rund ein Viertel tatsächlich anfallenden Kosten.
Endstation Tierheim
In fast jedem zweiten Haushalt in Deutschland finden sich Hunde, Katzen oder andere Haustiere. Doch rund 350.000 Tiere landen jährlich im Tierheim. Wie viel kostet die Abgabe des Tieres im Tierheim? Das lässt sich pauschal nicht beantworten, da die Abgabegebühren vom jeweiligen Tierheim beziehungsweise der Stadt abhängig sind. Im Schnitt müssen Tierbesitzer für einen Hund 89 Euro zahlen und für eine Katze 54 Euro, wie eine Tierversicherung laut einer aktuellen Untersuchung herausfand. Manchmal kann es auch teurer werden – beispielsweise bei Listenhunden, die erfahrungsgemäß schwieriger an neue Besitzer zu vermitteln sind. Dabei handelt es sich um Hunderassen, die als gefährlich eingestuft werden. Den geliebten Vierbeiner im Tierheim abzugeben, fällt vielen schwer. Manch ein so genannter Tierfreund setzt seinen Hausgenossen aber einfach aus, was nicht nur für das Tier lebensgefährlich sein kann, sondern auch mit einer Geldbuße von bis zu 25.000 Euro geahndet werden kann.
Wie sieht es in Biberach aus? Wie kommt das hiesige Tierheim mit den Kostensteigerungen und den verminderten Vermittlungszahlen klar? BLIX sprach mit dessen Leiterin Bianca Schindler. Sie ist froh, dass das 1995 erbaute Pater-Agnellus-Schneider-Tierheim im Hubertusweg 10 immer wieder modernisiert wurde. „Wir haben viel in unser Gebäude investiert in den letzten Jahren, etwa in eine neue Heizungsanlage“, erklärt sie am Telefon. „Wir hoffen, dem allgemeinen Trend entgegensteuern und die Kostenexplosion abfedern zu können“ Dabei befürchtet sie, ein massiver Rückgang bei den Vermittlungen stehe noch bevor. „Die Leute müssen eben aufs Geld schauen, verständlicherweise werden da andere Anschaffungen priorisiert. Am 22. November tritt zudem die neue Gebührenordnung für Tierärzte in Kraft, das wird sich bestimmt auch auswirken“.
Die Zahl der betreuten Tiere ist derzeit schon ziemlich hoch. „Zusammen mit den Pflegeplätzen haben wir zurzeit 36 Hunde und über hundert Katzen hier. Auch die Volière, in der hauptsächlich Wellensittichen und Kanarienvögel leben, ist ziemlich voll. Dazu kommen noch ein paar Dutzend Kaninchen und Meerschweinchen. Ab und zu mal eine Ratte oder Rennmäuse, aber die sind meist schnell weg“.
Wie kann man dem Tierheim am besten helfen? „Wir freuen uns über jede Spende. In Form von Geld oder auch von Dosenfutter. Während Corona wurden wir zum Glück nicht vergessen, da bekamen wir zum Beispiel viele Handtücher und Decken.“ Personell gibt es zum Glück keine Probleme. Die Leiterin des Tierheims erwartet aber, dass es in den nächsten Wochen noch enger werden wird im Tierheim im Risstal, hofft aber weiterhin auf die Unterstützung vieler Tierfreunde und –freundinnen.
Autorin: Andrea Reck