Gehören Sie zu den Bäckerinnen und Bäckern, die alljährlich die gesamte Familie mit Weihnachtsgebäck versorgen? Respekt. Hoffentlich wissen die Lieben zu schätzen, wie viel Arbeit dahinter steckt. Aber auch die eigene Freude am Selbstgebackenen ist nicht zu unterschätzen.
Springerle, Spitzbuben, Alberdle und Flachswickel sind typisch für die schwäbische Weihnachtsbäckerei. Jede Familie hat eigene Rezepte für Breedle oder Gutsla, manche hüten historische Förmchen für Springerle und Ausschdecherla. Als Badenerin maße ich mir da keine Kompetenz an und begebe mich lieber auf unverfängliches Terrain. Genussvolles Naschen gehört nun mal zur modernen Adventszeit (früher wurde vor Weihnachten gefastet), aber man kann ja mit Zucker und Fett ein wenig haushalten und gesunde Zutaten bevorzugen. Wie bei diesen Haferflocken-Dattel-Häufchen, die sogar Veganern schmecken.
Die Zutaten und das Backbuch griffbereit ...
... dann kann's losgehen.
Haferflocken-Dattel-Häufchen
• 300 g Haferflocken
• 130 getrocknete Datteln
• 170 g Mandelmus
• 3 EL brauner Zucker
• Mark einer Vanilleschote
• ¼ TL gemahlene Nelken
• ¼ TL gemahlener Piment
• ½ TL Natron
• 2 TL gehackte Mandeln
Haferflocken im Mixer fein mahlen, Datteln entsteinen und sehr fein hacken. Mit Zucker, Gewürzen, Natron und 3 EL Wasser erst mit einem Holzlöffel, dann mit den Händen zu einem glatten Teig verkneten. Mit den Händen etwa 25 Kugeln formen und flach drücken. Dabei mehrmals die Hände abspülen. Plätzchen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen und mit gehackten Mandeln bestreuen. Im auf 160 (Umluft 140) Grad vorgeheizten Backofen auf mittlerer Schiene 12 -15 Minuten backen.
Und nun zu den leckeren Klassikern, die Anfänger schon mal auf die Probe stellen können, ist doch der kleberige Teig nicht so einfach auszustechen. Vorheriges Kaltstellen des Teiges ist schon recht hilfreich.
Zimtsterne
• 4 Eiweiß (130-150 g)
(die übrigen Eigelb kann man einfrieren oder für Vanillekipferl verwenden)
• Einige Tropfen Zitronensaft
• 300 g Puderzucker • 2 TL Zimt • 350 g ungeschälte, geriebene Mandeln
Eiweiß zu sehr steifem Schnee schlagen, Zitronensaft, dann löffelweise gesiebten Puderzucker unterschlagen. Von der Schaummasse 4 EL für die Glasur altstellen. Zimt unter die restliche Schaummasse schlagen, Mandeln untermengen. Teig portionsweise auf leicht bemehlten , mit geriebenen Mandeln bestreuten Brett knapp 1 cm dick auswellen. Sterne ausstechen, 2 Std. Kalt stellen, dann mit zurückbehaltenem Schaumguss bestreichen. Auf Oblaten oder Backpapier etwa 30 Minuten bei nur 130-140 Grad backen, damit der Guss weiß bleibt.
Geschafft. Auch die nächste Sorte ist nicht ganz einfach. Vanille-Kipferl brechen gerne, wenn man sie vom Blech nimmt. Aber man wächst ja mit den Aufgaben. Kleine Fehlschläge gehören dazu. Auch nach Jahrzehnten erinnere ich mich noch an einen Backnachmittag mit meiner Freundin. Senatorentaler standen zunächst auf dem Programm. Wir konnten uns noch so bemühen, den trockenen Teig in Form zu bringen – vergebens. Tags darauf stellte sich heraus, dass die Mitschülerin, die das Rezept notiert hatte, versehentlich die doppelte Menge Mehl angegeben hatte. Nun gut, als nächstes bereiteten wir - ganz ohne Probleme - Austecherle zu und stellten die ersten Bleche zum schnelleren Abkühlen auf die Terrasse hinter der Küche. Als wir sie für die nächste Ladung hereinholen wollten waren die Bleche - leer! Fußspuren im Schnee führten schnell zu den Übeltätern. Die beiden Brüder leugneten zwar, obwohl sie noch kauten, mussten dann aber das Backgeschirr abspülen.
Vanille-Kipferl
• 200 g Mehl
• 80 g feiner Zucker
• Mark einer Vanilleschote
• 100 g geriebene Mandeln
• 150 g Butter • 2 Eigelb
Mürbteig aus allen Zutaten herstellen, kalt stellen und zu einer dünne Rolle formen. Gleich große Stückchen abschneiden und zu einem Hörnchen formen. Auf ein mit Backpapier ausgelegten Bleck legen, bei 180 (Umluft 160) Grad im vorgeheizten Backofen lichtgelb backen. Evtl. mit in Vanille aromatisiertem Zucker bestreuen.
Die Plätzchen in Blechdosen (möglichst getrennt nach Sorten) mit Butterbrotpapier zwischen den Lagen an einem kühlen, trockenen Ort lagern.
Jetzt kämen eigentlich noch die badischen Hilda-Breedla (doppellagige Ausstecherle mit Marmelade) dran, aber zuerst muss ich mich nach alle dem Süßen über ein Glas Essiggurken hermachen. Und morgen ist ja auch noch ein (Back)Tag.
Autorin: Andrea Reck
Fotos: Andrea und Johannes Reck