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Der griechische Gott Prometheus, Blitze, Schwefelkies - es gibt viele Erklärungen, wie das Feuer zum Menschen kam. Chemisch gesehen ist Feuer schlicht eine Oxidationsreaktion mit Flammenerscheinung. Feuer ist heiß, weil die Umwandlung der schwachen Einfachbindung im Sauerstoffmolekül, O2, in die stärkeren Bindungen in den Verbrennungsprodukten (Kohlenstoffdioxid und Wasser) Energie freisetzt (418 kJ pro 32 g O2). Dabei war die Fähigkeit, selbst ein Feuer (mittelhochdeutsch viur, althochdeutsch fiur) zu entfachen, ein entscheidender Schritt bei der Menschwerdung.

Prometheus, ein Bruder von Göttervater Zeus, formte gemäß der griechischen Sage aus Ton Menschen, denen Athene, die Göttin der Weisheit, Leben einhauchte. Er lehrte die Menschen Schreiben, Rechnen und Kunst, doch nach einem Streit zwischen Prometheus und den anderen Göttern beschlossen diese, dass die Menschen das Feuer nicht kennenlernen dürften. Trotzdem zündete Prometheus den langen Stängel des Riesenfenchels an der Sonne an und brachte das Feuer auf die Erde. Zeus befahl daraufhin, Prometheus an einen Felsen zu fesseln. Ein Adler hackte ihm jeden Tag die Leber aus, die nachts wieder nachwuchs. Den Menschen sandten die Götter Pandora mit einem Gefäß auf die Erde. Darin waren die Krankheiten und alles Übel, das seither die Menschen quält. Den Griechen schien das Feuer so wichtig, dass es alle Widrigkeiten aus Pandoras Gefäß aufwog.
Und wie entdeckten die Menschen wirklich das Feuer? Sie kannten zunächst Feuer als zerstörerische Naturgewalt, etwa als durch Blitze und Vulkanausbrüche ausgelöste Waldbrände. Doch irgendwann begannen sie das Feuer zu nutzen. Wann konnte der Urmensch erstmals ein Feuer selbst entfachen? Viele Anthropologen meinen, dass bereits der Urmensch Homo erectus (lateinisch: „der aufgerichtete Mensch“) vor knapp zwei Millionen Jahren eigene Feuerstellen kannte. Willentlich erzeugen konnte der Homo erectus keine Flammen, er durfte höchstens darauf hoffen, dass etwa ein Blitz ein Feuer entfachte und er die Flamme an der eignen Feuerstelle möglichst lange erhalten konnte. In den trockenen Savannen Afrikas kam es schnell zu natürlichen Feuern. Funde in der südafrikanischen Wonderwerk-Höhle interpretieren Forscher als Feuerstellen. Vor über einer Million Jahren sollen dort Urmenschen Pflanzen und Tiere gebraten haben. Als wissenschaftlich gesichert gilt eine 790.000 Jahre alte Feuerstelle im heutigen Israel. In einer Zeit also, in der Gruppen von Urmenschen begannen, Asien und Europa zu besiedeln.
Da nicht nur Wurzeln und rohes Fleisch schwer verdaulich und mit Parasiten befallen sind, war das Feuer wichtig für die Ernährungslage. So hatten Magen und Darm weniger Arbeit und das Essen lieferte mehr Energie. Das sich in dieser Zeit vergrößerte Gehirn konnte die zusätzlichen Kalorien gut gebrauchen. Hinzu kam der Schutz vor Raubtieren, den das Feuer gab, sowie die Wärme. Aus Ton geformte Gefäße konnte man später durch Brennen festigen.

Wer das Feuerzeug erfunden hat
Nicht weit von uns wurde 1931 ein steinzeitliches „Feuerzeug“ gefunden: in der Vogelherdhöhle auf der östlichen Schwäbischen Alb. Vor 32.000 Jahren schlugen die Steinzeitmenschen das Mineral Schwefelkies (Pyrit) und Feuerstein aneinander und setzten mit diesen Funken Brennmaterial wie Zunderschwamm in Flammen. Sagt man „das brennt wie Zunder“ bezieht man sich auf einen Pilz namens Zunderschwamm, der an Baumstämmen wächst und besonders gut zum Feuermachen geeignet ist. Sozusagen der erste Grillanzünder. Hatte man ein Stück Pyrit zur Hand, konnte man das Lagerfeuer wieder entzünden. Zur Vogelherdhöhle gelangt man über die A 7 Ulm – Würzburg, Ausfahrt Niederstotzingen, am Ortsanfang Stetten links ab zum Parkplatz, weiter zu Fuß zum Eingang des Archäopark Vogelherd.
www.archaeopark-vogelherd.de

Wo die Flamme nicht erlöschen darf
In vielen Religionen spielt das Feuer eine wichtige Rolle. Die Anhänger des persischen Religionsstifters Zarathustra hüten in ihren Tempeln die heilige Flamme. In Indien, wo die meisten Gläubigen leben, werden Zoroastrier Parsen genannt, auch in Iran gewinnt die Religion wieder an Bedeutung. Die Römer verehrten Vesta, die Göttin und Hüterin des Herdfeuers, mit einem eigenen Frauenkult. Im Alten Testament der Bibel sind Feuer, Rauch und Beben Begleiterscheinungen einer Gotteserscheinung, (z.B. 2. Buch Mose, Kapitel 3). Nach dem Zeugnis der Apostelgeschichte zeigte sich der Heilige Geist „in Zungen wie von Feuer“. Am Osterfeuer wird die Osterkerze, Sinnbild der Auferstehung Jesu Christi, entzündet, wobei der Brauch des Osterfeuers vermutlich vorchristliche Wurzeln hat. Dem Feuer wird außerdem reinigende Wirkung zugesprochen. So wurden in der frühen Neuzeit angebliche Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt, um ihre sündigen Seelen zu reinigen. Im Hinduismus ist Agni, das Feuer, die Verkörperung Gottes, der auf der Erde in Flammenform erscheint. In vielen Mythen gibt es Feuergeister. Im finnischen Epos Kalevala spielt der Raub der Feuermühle Sampo eine bedeutende Rolle. Fastnachtsfeuer, Walpurgisfeuer, Johannisfeuer und Martinsfeuer sind in vielen Regionen verbreitet.
Wenn‘s draußen kalt und windig ist, verbreitet ein knisterndes Feuer im Ofen ein nicht zu übertreffendes Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Selbst wenn man es mit einem modernen Lichtbogen-Feuerzeug entzündet hat, das nicht mit einer Flamme arbeitet, sondern mit einem sehr heißen Lichtbogen. Für solche Innovationen sind auch Traditionalisten schnell Feuer und Flamme.

 

Text und Foto: Andrea Reck

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