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Ummendorf - Streuobstwiesen zu erhalten ist praktizierter Naturschutz. Zum Glück gibt es Expertinnen und Experten, die Wiesenbesitzern dabei helfen.

 

„Unser Auftrag heute ist vor allem, den Astbestand an der Straße zu beschneiden“, informiert Wilfried Wydler, mit der Astsäge hoch überm Kopf arbeitend Margit Speidel. Wydler ist schon seit Jahren ein vom Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg e.V. (LOGL) geprüfter Fachwart für Obst und Garten sowie geprüfter Obstbaumpfleger. Frau Speidel hat erst kürzlich die Ausbildung beendet und möchte ihre Praxis-Erfahrung erweitern. Auf einer Wiese unterhalb des Ummendorfer Kreuzbergs stehen viele alte Apfelbäume, deren Alter Wydler auf dreißig bis siebzig Jahre beziffert. Vorbildlich ließ deren Besitzer auch Totholz-Stämme stehen, in denen sich Insekten tummeln. Sie legen darin auch ihre Eier ab. Die sich entwickelnden Maden sind ideales Futter für Jungvögel, die viel Eiweiß brauchen. „Baumstümpfe sind Biodiversität vom Feinsten“, erklärt der Baumwart und klappt ein Stück Rinde auf, hinter der Ameisen schmalen Terrassen gebaut haben. Auf der Wiese, auf der Wydler und Speidel mit langer Astsäge und Schneidgiraffe „die Wüchsigkeit“ der Apfelbäume eindämmen, herrscht Anfang Mai ein ständiges Summen. Ein rosa-weißer Traum hingetupft von üppigen Blüten.

Wilfried Wydler und Margit Speidel bei der Arbeit

Es will gelernt sein. Wilfried Wydler und Margit Speidel bei der Arbeit im Obstgarten.

Fachwart Wydler erklärt, dass die Pflanzen über die Wurzeln Wasser und gelöste Nährstoffe aufnehmen. Hier entsteht durch Osmose der sogenannte Wurzeldruck. Hinzu kommt der Kapillardruck in den Leiterbahnen und begünstigt den Transport des Wassers. Bei der Verdunstung des Wassers über die Blätter entsteht eine Art Sogwirkung. Dies verstärkt den Transport So kann das Wasser auf maximal 130 Meter Höhe gelangen. Über die Blätter verdunstet der Baum Wasser und erzeugt so im Sommer eine kühlere Umgebung. Im Herbst lagert der Baum seine Energie in Stamm und Wurzeln ein. Bei alten Bäumen reiche der Saftdruck oft nicht mehr aus, was vor allem bei Trockenheit problematisch werde. Die letzten Jahre mit großer Trockenheit macht den alten Hochstämmen zu schaffen, die Baumkronen vertrocknen von oben her, da zu wenig Wasser zur Verfügung steht, um alles zu versorgen.

Wilfried Wydler und Margit Speidel bei der Arbeit

Hier entsteht eine Totholzhecke.

Wohin mit all den abgeschnittenen Ästen? Mit relativ wenig Aufwand lässt sich eine Totholzhecke anlegen, auch Benjes-Hecke genannt nach dem Gärtner und Naturfotografen Hermann Benjes. Er legte schon in den 1980 Jahren solche Hecken an, die Vögeln, Insekten und anderen Tieren Schutz und Nahrung bieten. Gleichzeitig beschleunigen sie mit ihrem Kot oder ihren Nahrungsdepots das Aussamen von Gehölzen.
Eine Woche später arbeitet Wydler zusammen mit Monika Brummet auf deren Streuobstwiese im Gebiet Heidengässle. Die Ummendorferin hatte sich bereits im Februar bei einer Veranstaltung der Gemeinde mit dem Landschaftserhaltungsverband Biberach (LEV) über den geplanten Biotopverbund informiert und begrüßt an diesem Freitagnachmittag im Mai nun einige weitere Naturverbundene auf ihrem Grundstück. Insgesamt acht Personen kümmerten sich um sechs alte Hochstämme, das Schnittgut wurde in der angrenzenden Benjeshecke eingebaut. Sie soll zukünftig als Grenze dienen, da Schafe dort weiden.

Text und Fotos: Andrea Reck

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