Ob ein Baum reichlich Äpfel, Kirschen oder Zwetschgen liefert hängt nicht zuletzt vom sachgemäßen Schnitt ab. Auch bei Rosen ist Wildwuchs für die Blütenpracht nicht förderlich. Zum Glück kann sich der ambitionierte Gartenbesitzer Anleitung bei Fachleuten suchen und vielleicht selbst zum Experten werden.
Beim Baumschnitt kann man viel falsch machen. Ein Rückschnitt zur falschen Zeit führt oft zu einer ungewollten Reaktion. Schnitt man früher Bäume meist in der Winterruhe (im späten Herbst bis zum zeitigen Frühjahr) rät man nun eher dazu, Schnittarbeiten in der Vegetationszeit zwischen März und September zu erledigen, weil der Sommerschnitt schonender sei, die Wundheilung schneller einsetze und an der Wundstelle keine Gefahr durch Frostschädigung bestünde.
Die meisten Ziergehölze können im Herbst geschnitten werden. Koniferen und andere immergrüne Pflanzen möglichst im Oktober, damit die entstandene Verletzung noch bis zum Winter verheilt. Gleiches gilt für Johannis- und Stachelbeeren. Auch Hecken wie etwa aus Hainbuche können im Herbst geschnitten werden. Am besten an einem trockenen Tag bei bewölktem Himmel. Sträucher und Büsche sollte man nicht nur oben und seitlich stutzen, sondern auch unten auslichten. Schmetterlingsflieder hingegen lieber erst im Frühling scheiden. Rosen können zur Hälfte beschnitten werden, Pfingstrosen nicht, das herabfallende Laub schützt schließlich im Winter den Wurzelbereich.
Der Rück- und Pflegeschnitt von Gehölzen aller Art ist zu jeder Jahreszeit möglich, Paragraf 39 des Bundesnaturschutzgesetzes regelt die Voraussetzungen. So ist es, bis auf einige Ausnahmen, verboten, Bäume, die außerhalb des Waldes, von Kurzumtriebsplantagen (so werden Schnellwuchsplantage etwa für Holz-Hackschnitzel oder anderes Agrarholz genannt) oder gärtnerisch genutzten Grundflächen stehen, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September abzuschneiden, auf den Stock zu setzen (also sehr weit herunter zu schneiden) oder zu beseitigen. Außerdem gibt es örtliche Baumschutzsatzungen, die zu beachten sind. Verstöße können mit hohen Geldstrafen geahndet werden.
Immer bündig am Ast abschneiden!
Neben einigem Sachverstand brauch man das richtige Werkzeug. Dazu gehört eine Handschere, an der die Klinge am Amboss seitlich vorbeiläuft. Es lohnt sich dabei, auf Qualität zu schauen. Für gute Werkzeuge erhält man auch nach Jahren noch Ersatzteile. „Wer dickere Äste schneiden will, kommt um eine größere Astschere nicht herum“, weiß Baumwart Wilfried Wydler (66), der vor seiner Pensionierung bei der Polizei Dienst tat. „Wenn die eine Griffverlängerung bietet, kann auch mit wenig Muskelkraft gearbeitet werden. Bei sehr dicken Ästen in Bodennähe kann auch eine Handsäge in verschiedenen Ausführen dienlichen sein.“ Wer hoch hinaus will, etwa um dem wuchernden Blauregen, der über die Paneele der Photovoltaik-Anlage wuchert, Einhalt zu gebieten, sollte sich eine Hochentastungs-Säge zulegen. Dafür ist jedoch außer Muskelkraft auch eine Investition im dreistelligen Bereich notwendig. „Bei der Anschaffung von Werkzeug ist eine Beratung im Fachhandel oder die Nachfrage bei einem Fachwart für Obst und Garten anzuraten, da dort das jeweilige Werkzeug angeschaut werden kann“.
Wer wirklich sachkundig werden will, kann eine Ausbildung zum Fachwart für Obst und Garten beim Landratsamt Biberach machen. Schon seit über zehn Jahren gibt es dort den landeseinheitlichen Lehrgang „LOGL-Geprüfter Fachwart für Obst und Garten (m/w/d)“ an. Ziel des Lehrgangs ist die Förderung des landschaftsprägenden Streuobstbaus, des Hobby-Obstbaus, der Gartenkultur und die Unterstützung eines wirksamen Naturschutzes. Der Lehrgang gliedert sich in zwei Teile und umfasst rund 220 Unterrichtsstunden. In der Theorie werden Grundlagen des Gartenbaus, insbesondere des Obstbaus, vermittelt. Der Praxisteil umfasst Schnittübungen, bei denen selbst mit Messer und Säge umgegangen werden muss. Bei Fach-Exkursionen können die erlernten Kenntnisse vertieft werden.
Baumwart Wilfried Wydler legt Wert auf gutes Werkzeug.
Zur Schnitttechnik ist auszuführen, dass die flache Seite des Werkzeugs an der Schnittstelle zum Stamm hinweist. Beim Schnitt muss das Werkzeug rechtwinklig zur Wuchsrichtung angesetzt werden. So ist die kleinste Schnittfläche möglich.
Die Gehölze gehen ab September in Richtung Winterruhe. In dieser Zeit werden Schnittwunden nicht mehr überwallt und somit bis zum Frühjahr offen für Pilze und Feuchtigkeit. Für den Schnitt ist die Jahreszeit auch von Belang. Der Schnitt im Frühjahr regt das Wachstum an, im Sommer dagegen führt er zu einer Beruhigung beim Wachstum.
Infos unter www.biberach.de/de/Service-Verwaltung/Das-Landratsamt/Unsere-aemter/Landwirtschaftsamt/Obst-Gartenbau. Weitere Einzelheiten zur Ausbildung können auch beim Kreisfachberater
Alexander Ego unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! angefragt werden.
Wilfried Wydler informiert unter www.der-fachwart.de
Text und Fotos: Andrea Reck