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Gensenweiler - Eine Schreinermeisterin, die Polo spielt, erwartet man eher nicht in Oberschwaben. Dass Tanja Bläschke Pferde zudem noch meisterhaft malt und fotografiert, ist der Hammer.

 

Selfie Drei hübsch gefiederte Damen begrüßen Besucher im oberschwäbischen Outback. Solveig, Marlene und Wilma, Schwedische Blumenhühner, eine seltene Sorte mit weißen Federspitzen, gackern vor dem Haus in Gensenweiler, einem Ortsteil von Ingoldingen im Landkreis Biberach. Das selbst renovierte Bauernhaus erstreckt sich auf einem 24 Ar großen Grundstück.
Ein Schild Freisinn weist auf die Möbelmanufaktur hin, die Tanja Bläschke und Peter Wintner seit 2002 hier betreiben. Schon steht sie in der Tür und serviert mir in der gemütlichen Wohnküche einen Kaffee. In einer selbst getöpferten Tasse mit feinem Polo-Motiv, wie ich erst später entdecke. Über dem Massivholztisch hängt ein Ölbild mit Polo spielenden Frauen.

Die Schreinerin
Die vielseitige 53-Jährige mit kurzen braunen Haaren kommt aus Esslingen. Auf der Meisterschule für Schreiner in Ravensburg hat sie ihren bayerischen Mann kennengelernt. Seither arbeiten sie als Team. „Wir konzentrieren uns mittlerweile auf das, was Spaß macht“, bringt sie ihre Philosophie auf den Punkt. In engem Austausch mit ihren Kundinnen und Kunden gestalten sie Eingangsbereiche, Schränke, Sitzmöbel, Küchen und Schlafzimmer. Dabei wollte Bläschke ursprünglich Kunst studieren. Nur weil die Stuttgarter Akademie sie nicht beim ersten Versuch genommen hat, beschloss sie, die Wartezeit für ein Praxissemester in einer Schreinerei zu nutzen. Die Arbeit in einer Bio-Schreinerei mit Massivholzmöbeln gefiel ihr aber so gut, dass sie sich für eine Schreinerlehre entschied. Aber der Kunst frönt sie weiter in Kursen und in der Freizeit.

Die Pferdenärrin
Vier Kinder sind hier groß geworden, der jüngste Sohn wohnt noch im Haus. Gelegentlich springen auch noch zwei Enkel herum. Irgendwie findet sie neben der Arbeit in der Schreinerei und im Büro dennoch Zeit für eine weitere Leidenschaft: fotografieren. Ihre Mutter, die als Fotolaborantin arbeitete, brachte immer wieder Kameras mit, die auch die Tochter nutzen durfte. „Von Anfang an habe ich Pferde fotografiert. Ich bin mit Pferden aufgewachsen. Da es in meiner Familie zwei Berufsreiter gab, fotografierte ich auch auf Turnieren. Ich hatte immer Pferde, aber vor 15 Jahren ging‘s einfach zeitmäßig nicht mehr, die Tiere mussten weichen. Vor drei Jahre wurde mir klar: ‚Irgendwie fehlt mir etwas. Ich glaube, ein Pferd‘. Die Idee einer Reitbeteiligung keimte auf.“ Das sollte ja nicht so schwierig sein. Im 31-Seelen-Ort Gensenweiler gibt es in Sichtweite den Pferdehof Fessler mit 70 Tieren. „Auf der vom Pferdehof gepachteten Wiese vor unserem Haus standen damals drei Polopferde. Typische kleine, wendige Polopferde. Solche Pferde würden zu mir passen, dachte ich. Ich schaute in Ebay Kleinanzeigen nach einem Angebot für eine Reitbeteiligung, und da wurden doch tatsächlich genau diese Drei angeboten! Ich ritt mit ihnen also bald im Wald und in der Halle.“ Aber beim Polospiel hält sie sich zurück. „Im Pferdehof trainiert Christina Strasser, die für das Polo-Team-Fürstenberg reitet. Ich durfte ein paar Mal mitspielen und war begeistert, wie gut diese Pferde ausgebildet sind. Auf Turnieren spiele ich allerdings nicht mit.“

Die Fotografin
Die Leidenschaft für Pferde zeigt sich nicht nur beim Reiten und beim Malen der Tiere. „Seit Oktober fotografiere ich auch fremde Pferde in deren Stall mit meinem mobilen Studio.“ Vieles, was sie mittlerweile über Fotografie weiß, verdankt sie dem renommierten Fotografen Andreas Reiner aus Galmutshöfen. Er hat unter anderem einen Porträt-Workshop für Freisinn-Kunden auf dem Hof abgehalten und Bläschke selbst auch technische Feinheiten beigebracht. Ihr Wissen wendet sie nun in fremden Ställen an. Sie versteht sich darauf, die Pferde schnell zu beruhigen und mit den entspannten Tieren zu arbeiten: „Ich halte mich ein bisschen für eine Pferdeflüsterin“, gesteht sie. Was sie beim Fotografieren, Malen und Zeichnen gleichermaßen fasziniert, ist die spürbare Energie von Menschen und Tieren. „Die Energie nimmt man als Schwingung auf“, empfindet sie. Eine besondere Herausforderung sei es, Polospiele zu fotografieren. „Polo ist so unglaublich schnell, da komme ich kaum mit der Kamera hinterher. Polo ist pure Energie.“ Das passt perfekt zur Powerfrau Tanja Bläschke. Erstaunlich, dass sie bei all ihren Leidenschaften, die sie mit Hang zur Perfektion ausübt, so gelassen wirkt.
www.colorsofahorse.de

 

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