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Biberach - Der Sozialverband VdK setzt sich in einer bundesweiten Kampagne für pflegende Angehörige ein. Sind sie doch die wahren Heldinnen und Helden bei der Versorgung Pflegebedürftiger.

 

Der Sozialverband VdK hat im Landkreis Biberach 33 Ortsverbände in den Gemeinden, die für die Betreuung der Mitglieder vor Ort zuständig sind und für die Belange im Regelfall die erste Anlaufstelle sind. Auch für die Geselligkeit, die beim VdK einen hohen Stellenwert hat, sind die Ortsverbände zuständig. Stellvertretend für die Ortsverbände soll hier der Ortsverband (OV) Biberach erwähnt werden, deren Vorsitzende die stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende Gabriele Kübler ist. Der OV Biberach hat über 820 Mitglieder. Im gesamten Kreisverband sind es über 6300 Mitglieder, bundesweit 2,1 Millionen, durchschnittlich 63 Jahre alt. Präsidentin des Sozialverbandes VdK Deutschland e.V. ist die blinde mehrfache Olympiasiegerin im Biathlon Verena Bentele. „Wir sind einer der wenigen Vereine, die Mitgliederzuwachs haben“, freut sich der Biberacher Kreisverbandsvorsitzender Helmut Stebner im Gespräch mit BLIX. Der Achtundsechzigjährige aus Attenweiler, früher bei Liebherr im Einkauf tätig, engagiert sich ehrenamtlich im Sozialverband. Auch Gabriele Kübler, Biberacher SPD-Gemeinderätin, ist ehrenamtlich in der Königsbergallee 1 tätig. Sie berät in der Funktion als Versichertenberaterin seit vielen Jahren zu Rentenversicherungsfragen und -anträgen. Die Sozialrechtsberatung wird von angestellten Volljuristen  in der Geschäftsstelle durchgeführt. 
Beiden Ehrenamtlichen liegt die aktuelle Kampagne ihres Verbands sehr am Herzen. „Derzeit sind vor allem die Anliegen der Pflegebedürftigen und der professionellen Pflegekräfte in aller Munde, dabei wird oft vergessen, dass in Deutschland 80 Prozent der über vier Millionen Pflegebedürftigen zu Hause versorgt werden. 
Stebner, der nach einem Unfall selbst sehr gute Erfahrung mit dem VdK gemacht hat, empört es, wie man mit pflegenden Angehörigen umgeht. „Gestern erst sprach ich mit einem verzweifelten Mann, der für seine Frau, die mittlerweile Pflegegrad vier hat, keinen Platz in einer Einrichtung findet.“ Kübler ergänzt: „Es gibt einfach zu wenig Pflegeplätze. Und wer Angehörige zu Hause pflegt, bekommt kaum finanzielle Anerkennung. Wir Eltern erhalten Rentenpunkte für Kindererziehungszeiten, das zahlt sich in der Rente immerhin mit  85 bzw.103 Euro pro Kind (vor bzw. nach 1992 geboren) monatlich aus, unabhängig davon, ob das Kind die Kindertagesstätte besucht oder nicht. Bei der Pflege sollte eigentlich eine Gleichstellung passieren. Zudem wurde das Pflegegeld seit 2017 nicht mehr erhöht.“ 
„Die Kampagne #naechstenpflege ist die beste Kampagne des VdK, die ich bisher mitgemacht habe“,  betont Stebner. Und die Kommunalpolitikerin bestätigt: „Wir brauchen politische Unterstützung. Bessere Bedingungen sind längst überfällig. Zudem wird es immer mehr zu pflegende Menschen geben.“ 

 

Warum „Nächstenpflege“?

Was fordert nun der Sozialverband VdK in seiner Kampagne „Nächstenpflege braucht Kraft und Unterstützung“? Präsidentin Bentele erklärt: „Häusliche Pflege steht für den Ort, wo gepflegt wird. Es geht aber um viel mehr: Die Beziehung zwischen Pflegebedürftigem und Pflegendem. Diese Beziehung ist sehr emotional und von Liebe geprägt. Deshalb sprechen wir nicht mehr von häuslicher Pflege sondern von Nächstenpflege.“ 
Für 79 Prozent der Pflegenden ist es laut VdK-Studie, an der alleine in Baden-Württemberg 4800 Betroffene teilgenommen haben, selbstverständlich, ihre Nächsten zu pflegen. Was für viele einen Vollzeitjob ohne Feierabend und Wochenende bedeutet. Der VdK fordert daher:

• Pflegende Angehörige brauchen mehr Hilfe im Haushalt, bei der Pflege und bei der Betreuung.

• In ganz Deutschland muss es genug Plätze in der Tagespflege, in der Nachtpflege und in der Kurzeitpflege geben.

• Wir brauchen ein Budget für alle Unterstützungsleistungen, so dass pflegende Angehörige gemeinsam mit den Pflegebedürftigen unbürokratisch und flexibel passende  Hilfen auswählen können.

• Damit Überlastungen der pflegenden Angehörigen rechtzeitig erkannt werden, sind mehr unabhängige Pflegeberatungen notwendig. 

Dringend notwendig ist unbestritten mehr Zeit zum Pflegen ohne finanzielle Sorgen. Wer seinen Beruf aufgibt oder weniger arbeitet, hat Zeit zum Pflegen, allerdings kein Geld. Wer weiterhin Vollzeit arbeitet, hat keine Zeit. Zwar gibt es einen Rechtsanspruch auf sechs Monate Freistellung von der Arbeit oder auf zwei Jahre Teilzeitarbeit. Dies gilt allerdings nur, wenn der Arbeitgeber des Pflegenden eine bestimmte Betriebsgröße hat. Außerdem muss zwischen Pflegebedürftigem und Pflegendem ein nahes Verwandtschaftsverhältnis bestehen. Während der Pflegezeit können Pflegende lediglich ein zinsloses Darlehen beantragen. Der VdK fordert

• Mehr Zeit zum Pflegen ohne finanzielle Sorgen

• Gute Vereinbarkeit von Pflege und Beruf

• Rückkehrrecht in die Vollzeitbeschäftigung

• Finanzielle Leistung für die Nächstenpflege 

Unter bestimmten Voraussetzungen können pflegende Angehörige ihre Rente aufbessern. Nicht aber, wer beispielsweise mehr als 30 Stunden pro Woche arbeitet oder wer schon vollständig in Rente ist. Der VdK fordert:

• Die Unterstützung von pflegenden Angehörigen durch Pflegedienste ist wichtig und darf die Angehörigen nicht mit geringeren Rentenpunkten bestrafen. 

• Die Pflege muss sich für die Angehörigen bei der Rente lohnen

• Auch pflegende Angehörige, die bereits in Rente sind, müssen Rentenpunkte bekommen. 

 

Weitere Informationen unter www.vdk-bw.de #naechstenpflege. Falls Sie die Kampagne unterstützen wollen, wenden Sie sich bitte an

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder Tel. 0170 298 5453

 

Autorin: Andrea Reck

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