E-Mobilität boomt. Die Innenstädte werden sich verändern, nicht nur in Millionenstädten. Dabei macht der Umstieg nur Sinn, wenn grüner Strom zum Einsatz kommt.
Zu Beginn dieses Jahres waren bundesweit 309.100 Elektroautos zugelassen. Laut ADAC fuhren 2020 in Deutschland rund 200.000, zusammen mit den Plug-in-Hybriden, rund 400.000 elektrisch angetriebene Autos. Der Akku eines Plug-in-Hybriden wird sowohl über den Verbrennungsmotor, als auch mit einem Stecker (engl. to plug in, „einstöpseln“) am Stromnetz geladen. Geht der Trend 2021 so weiter, wird der Anteil von E-Autos an den Gesamtzulassungen schon bald 20 Prozent und mehr erreichen. Eine Marktübersicht reiner Elektroautos des ADAC listet rund 80 Modelle auf von Renault Twizy für 7.650 Euro bis zum Porsche Taycan Turbo S für 186.336 Euro.
Retro-Floh und Bio-Bike
Ein Schweizer Start-up kündigt noch für dieses Jahr den putzigen Microlino an, einen Nachbau der Isetta mit Elektroantrieb. Er soll 12.000 Euro kosten. Die Reichweiten sollen 125 bis 200 Kilometer betragen, das Gewicht 513 Kilo.
Und auch bei Zweirädern boomen die Stromer. Umfragen zufolge sind fast zwei Drittel aller Deutschen zwischen 16 und 65 interessiert am Kauf oder der Miete eines Fahrrads mit Elektroantrieb. Kein Wunder, dass der Kauf meines Fahrrades neulich bei Freunden auf Befremden stieß: Ich hatte mir kein E-Bike gekauft, sondern ein „Bio-Bike“, wie eine Bekannte stirnrunzelnd anmerkte. 2020 wurden deutschlandweit 1,95 Millionen E-Bikes gekauft und der Boom scheint keineswegs abzureißen. Die Die Marktdaten des Zweirad-Industrie-Verbandes belegen, dass 2020 die Anzahl an verkauften E-Bikes im Vergleich zu 2019 um 43,3 Prozent gestiegen ist. Potenzielle Käufer vertrauen der neuen Technologie, scheuen aber mitunter den hohen Preis. Ist doch für ein E-Bike derzeit durchschnittlich knapp 3000 Euro zu berappen. Was über die Hälfte der Befragten an eine Langzeitmiete denken lässt, wie sie derzeit von sieben Firmen angeboten wird. Natürlich kostet auch der Strom, mit dem der Fahrrad-Akku eines E-Bikes nach jeder Fahrt aufladen wird. Bei einem Strompreis von 29 Cent pro Kilowattstunde, schlägt die vollständige Ladung eines Akkus mit 300 Wattstunden Kapazität mit 8,7 Cent zu Buche, bei 600 Wattstunden mit 7,4 Cent.
Am Ravensburger Marienplatz: E-Bikes Foto: Andrea Reck
In vielen Städten kann man mittlerweile E-Bikes für Kurzstrecken mieten. Etwa in Ravensburg. Zuständig für die Versorgung von Strom, Erdgas, Wärme, Trinkwasser, bieten die Technischen Werke Schussental GmbH & Co. KG (TWS) ihren Kunden ausschließlich Ökostrom an. Der regionale Versorger entwickelte mit dem öffentlichen Nahverkehr und „tws.rad“ ein vernetztes System, das bei den Nutzern gut ankommt. Das liegt auch am ständig wachsenden Netz an Lade- und Verleihstationen und der benutzerfreundlichen App tws.mobil, die bei der Routenplanung hilft. Auf der Mobilitätsplattform für das Schussental wird ein Elektrofahrrad-Verleihsystem und eCarsharing angeboten. Künftig bietet die TWS das komplette Mobilitätsmanagement für Unternehmen und Kommunen, mit dem sich Fuhrparks und elektronische Fahrtenbücher zentral führen und optimieren lassen.
Die Elektroflotte im eCarsharing der TWS besteht aus mehreren Renault Zoe, dem im Vorjahr meistverkauften E-Auto Deutschlands. Die Fahrzeuge werden bereitgestellt am Ravensburger Bahnhofsplatz, im Parkhaus Rauenegg und am Mittelöschplatz Weststadt von der Firma E-Wald GmbH, einem Spezialisten für eCarsharing, der mit TWS kooperiert. Der Nutzer zahlt hier einen speziellen TWS-Kundentarif: 6,99 Euro pro Stunde oder 45 Euro pro Tag inkl. aller Kilometer und Stromverbrauch. Zum Öffnen der Renaults und zur Registrierung bei E-WALD benötigt man eine tws.mobil Kundenkarte.
„100 Prozent Ökostrom“
Matthias Vonier, Produktmanager Mobilität bei TWS, erklärt, worauf es ankommt, dass das Laden an der heimischen Ladestation problemlos funktioniert.
Sie werben mit 100 Prozent regenerativer Energie. Und wie stellen Sie sicher, dass all die Elektrofahrzeuge mit dem bei diesem „Naturstrom“, wie sie es nennen, geladen werden?
Es handelt sich bei unserem eCarsharing um ein stationsgebundenes System. Daher werden alle Fahrzeuge nur innerhalb unserer eigenen Ladeinfrastruktur geladen. Diese versorgen wir selbstverständlich mit Ökostrom. Wir als TWS bieten seit 2011 ausschließlich Strom aus regenerativen Energiequellen, investieren in eigene Erzeugungsanlagen und vertreiben somit ausschließlich 100 Prozent Ökostrom von sehr hoher Qualität.
Was raten Sie Kunden, die eine private Ladestation planen?
Sie sollen im privaten Umfeld unbedingt eine fest installierte Ladestation (Wallbox) nutzen. Nur mit dieser kann man das Fahrzeug schnell und sicher laden. Gleichzeitig schützt das Sicherheitsmanagement der Wallbox die restliche Hauselektrik vor Überspannung. Das normale, mitgelieferte Schuko-Ladekabel ist eher als ein Notstromladekabel zu betrachten. Wir unterstützen Interessenten gerne bei der Entscheidungsfindung einer passenden Wallbox. Zusätzlich sollten Kunden im Vorfeld mit ihrem Elektriker Kontakt aufnehmen und mit ihm die Anschlusssituation prüfen. Noch ein kleiner Hinweis an die Nutzer: Füllen Sie am besten direkt im Anschluss den Förderantrag für die private Ladeinfrastruktur aus! Hier erhalten Sie aktuell 900 Euro vom Bund für den Kauf und die Installation der Wallbox. TWS-Kunden sind bereits Naturstromkunden und erfüllen somit die wichtigste Hürde für den Förderantrag mit 100 Prozent Ökostrom.
Autorin: Andrea Reck