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Kreis Ravensburg - Auszubildende sind Mangelware. Wie es im Kreis Biberach aussieht, weiß Fabian Bacher, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Biberach.

 

Herr Bacher, wie beurteilen Sie derzeit die Ausbildungssituation im Landkreis?
Wir freuen uns, dass im aktuellen Ausbildungsjahr beinahe 400 Jugendliche im Kreis Biberach ihre handwerkliche Karriere im Handwerk starten. Allerdings sind das weniger als im Vorjahr. Obwohl es jedes Jahr Schwankungen in den Anmeldezahlen gibt, bereitet uns der Rückgang Sorgen. Qualifizierte Fachkräfte sind in allen Bereichen der Wirtschaft gesucht, nicht nur im Handwerk. Deshalb ist jede unbesetzte Lehrstelle eine verpasste Chance.

Welche Betriebe haben besondere Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen?
Aktuell gibt es über hundert offene Lehrstellen im Handwerk. Das zeigt: Es wird in allen Gewerken gesucht, Bewerberinnen und Bewerber fehlen überall. Viele Jugendliche zieht es derzeit in die ‚grünen‘ Handwerksberufe. Dazu gehören beispielsweie. Elektroniker, Anlagenmechaniker oder KFZ-Mechatroniker. Beliebte Berufe sind auch Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk, Schreiner, Metallbauer und Feinwerkmechaniker oder die Bauberufe Maler, Stuckateur, Zimmerer und Raumausstatter. Die Gesundheitshandwerke Friseur und Orthopädieschuhtechniker bieten attraktive Ausbildungsplätze und sorgen für Wohlbefinden. Fleischer und Bäcker sind unverzichtbar für nachhaltig und qualitativ hochwertige vor Ort produzierte und verkaufte Lebensmittel.

Was können die Betriebe tun, um ihren Ausbildungsbedarf zu decken?
Die Fachbetriebe in unseren Innungen stellen sich dieser Herausforderung mit großem Engagement. Um Ausbildungswillige und Handwerksbetriebe zusammenzubringen, haben sich besonders Praktika bewährt. Auch die Einstiegsqualifizierung führt in mehr als zwei Dritteln der Maßnahmen direkt zum Abschluss eines Ausbildungsvertrages. Daneben sind Bildungspartnerschaften mit den Schulen vor Ort oder die Präsentation bei Ausbildungsmessen wichtige Instrumente. Unterstützung bekommen die Betriebe auch über ihre Innung, die Fachverbände oder bei der Handwerkskammer Ulm. Sie finden dort Informationen, Werbematerialien und Videos zum Berufsbild, Lehrstellenbörsen mit Lehrstellenradar oder Ausbildungsberatung.

Was muss passieren, um die Situation zu verbessern?
Wir brauchen eine echte Bildungswende. Dazu braucht es mehr Anerkennung und Anstrengung für die berufliche Bildung. Das Handwerk fordert seit vielen Jahren, für mehr Gleichwertigkeit zwischen der beruflichen und akademischen Bildung zu sorgen. Dazu sind noch viele Schritte notwendig. Wichtig ist beispielsweise für mehr Berufsorientierung in den allgemeinbildenden Schulen zu sorgen. Die Schülerinnen und Schüler müssen mehr über die attraktiven Berufe und Karrierewege im modernen Handwerk erfahren. Daneben sind die Eltern nach wie vor die wichtigsten Ansprechpartner bei der Berufsfindung. Sie sollten offen sein und prüfen, ob nicht auch eine Laufbahn im Handwerk gut zu den Talenten und Fähigkeiten ihrer Kinder passen und große Zukunftschancen bieten könnte.

Wie sehen Sie die Situation in den nächsten Jahren?
Generell wird es weiter einen großen Fachkräftebedarf geben, tendenziell sogar eher steigend. Dafür spricht neben derzeitigen Hauptthemen wie Energiewende und Nachhaltigkeit auch der demographische Faktor. Aktuell verabschieden sich viele geburtenstarke Jahrgänge in den Ruhestand, sei es als Arbeitnehmer oder als Betriebsinhaber. Für sie alle braucht es Nachfolgerinnen und Nachfolger. Fachkräfte sorgen für ein sicheres Zuhause, für eine warme und helle Wohnung, für funktionierende Toiletten, für die Anbindung an die mediale Welt, für effiziente Energiesysteme auf den Dächern und in den Häusern, für nachhaltig vor Ort produzierte und verkaufte Lebensmittel, für Wohlbefinden und die Versorgung mit Gesundheitsprodukten, für die Verarbeitung von Holz und Metall für Möbel, Häuser und Gewerbeeinrichtungen und vieles mehr. Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen.

INFO: Was macht die Kreishandwerkerschaft?
Die Kreishandwerkerschaft Biberach, einer Körperschaft des Öffentlichen Rechts, ist die Dachorganisation des Handwerks im Landkreis. Sie vertritt die Interessen aller selbständigen Handwerksunternehmen. Das sinsd 2.700 Betriebe mit 15.000 Arbeits- und 1.100 Ausbildungsplätzen. www.kreishandwerkerschaft-bc.de

Autorin: Andrea Reck

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