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Aulendorf - Bausünden, die jetzt noch gemacht werden, sind im wörtlichen Sinne in Beton gegossen, soll heißen, sind von Dauer und deshalb zu vermeiden. Das sollte zwingende Richtschnur bei Entscheidungen über Bebauungspläne aller Art sein. Zumindest wenn man den Klimaschutz entsprechend seiner Dringlichkeit jetzt und hier voran stellt. Soweit die Theorie.

In der Praxis regiert allerdings nicht selten das Prinzip: „quick and dirty“. Die gesetzliche Grundlage hierfür ist der Paragraf 13b im Baugesetzbuch, der den Kommunen beschleunigtes Bauen ohne zeitaufwändige Prüfungen und Genehmigungen und ohne naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen ermöglicht. Kritiker nennen den Paragrafen „Sündenfall“, „Dammbruch“ oder schlicht „Flächenfraß“. Er gehöre sofort abgeschafft, fordern die einen, doch in den Kommunen nutzt man scheinbar mit Hochdruck die Zeit bis Ende diesen Jahres, so lange gilt der Paragraf und gibt grünes Licht für neue Baugebiete auf der grünen Wiese. Der Bedarf sei da, sagen deshalb die anderen, meist Bürgermeister und ihre Gemeinderäte, und verweisen auf die vielen Bauwilligen.
Dabei sind die Probleme bekannt. „Es kann einfach nicht sein, dass bei uns im ländlichen Raum Gemeinden mit dem Paragrafen 13b Baugesetzbuch ohne Abwägung, Ausgleich, Herleitung aus dem Regionalplan und dem Flächennutzungsplan in großem Stil Einfamilienhaussiedlungen ausweisen, welche die Wohnungsknappheit nicht im Ansatz lindern, die Landschaft aber dauerhaft verbrauchen und versiegeln“, klagt nicht ein ehrenamtlicher Naturschützer, sondern der Biberacher Landrat Heiko Schmid. (Nachzulesen in seinem Statement Seite 10)
In Aulendorf gründete sich deshalb vor kurzem eine Bürgerinitiative, um zu verhindern, dass ein Baugebiet erschlossen wird, das in leichter Hanglage mit Alpenblick die letzten 150 Meter bis zum Wald vereinnahmen würde. Das Baugebiet „Buchwald“ ist zweifellos ein Sahnestückchen im städtischen Angebot. Die Kritiker aus der Nachbarschaft monieren: „Das Baugebiet soll nach dem beschleunigten Verfahren gemäß §13b bebaut werden, heißt, ohne Umweltprüfung dürfen 9.999 Quadratmeter verbaut werden, nicht eingerechnet sind zusätzliche Versiegelungsflächen für Straßen und Einfahrten. So sollen knapp 40.000 Quadratmeter Fläche dauerhaft versiegelt werden. Geplant sind sieben Kettenhäuser, 43 Ein- bis Zweifamilienhäuser sowie drei Geschosswohnungsbauten mit mindestens drei Vollgeschossen.“ Das Vorhaben, das auf Kosten besten Ackerbodens und der Naherholung ginge, sei unzeitgemäß und müsse verhindert oder zumindest „zukunftsfähig“ verändert werden, fordert die Bürgerinitiative. „Zukunftsfähig bauen, bedeutet: klimaneutrales Bauen mit Holz, ein Mobilitätskonzept, das mehr ist als die Ausweisung von Stellplätzen und Abbiegespuren, ein Müllkonzept, das mehr ist als nur genügend Platz für immer mehr Mülltonnen, zukunftsfähige Energiekonzepte, die ihren Namen verdienen, weil sie wirklich CO2-neutral sind, bezahlbarer Wohnraum, der Menschen mit Wohnberechtigungsschein nicht stigmatisiert, sondern integriert, Grünflächenmanagement, das wertvollen Grund und Boden nicht mit Folien und Kies abtötet, sondern biodivers gestaltet, sowie Gemeinschaftsgärten, die zum Erhalt unser aller Lebensgrundlage beitragen.“
Aus dem Rathaus lässt Bürgermeister Matthias Burth indes wissen, dass der Gemeinderat und die Verwaltung sich sehr wohl gründliche Gedanken gemacht hätten und den „klaren Willen“ zu dem möglichen Baugebiet geäußert hätten, aber es gebe noch keinen gültigen Bebauungsplan, ergo auch noch keinen Spatenstich. Dem Vorschlag der BI, die Stadt möge mit Blick auf die ganze Stadt einen vom Land bezuschussten Flächenmanager einstellen, erteilte Burth eine Absage, heißt es in der Schwäbischen Zeitung. Den Bürgermeister drückt da der Schuh wohl an anderer Stelle: es ist ihm erst jüngst zum wiederholten Mal die Stadtbaumeisterin verlustig gegangen. Und ohne Personal taugen die besten und die schlechtesten Pläne nichts – sie lassen sich schlicht nicht umsetzen. www.buchwald---für-ein-lebenswertes-aulendorf.de 

 

Text und Foto: Roland Reck

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