Bad Wurzach - Die Bad Wurzacher Bürgermeisterin Alexandra Scherer (51) hat nicht nur ihre Gemeinde überrascht: Sie bewirbt sich auf den vakanten Posten des Oberbürgermeisters in ihrem Wohnort Laupheim.
„Ich will gestalten“, mit diesen Worten begründete die Bürgermeisterin bei der Gemeinderatssitzung am 21. Februar ihre Entscheidung, sich in Laupheim auf die Nachfolge des verstorbenen Oberbürgermeisters Gerold Rechle zu bewerben. „Laupheim ist eine der bedeutendsten Städte im Landkreis Biberach.“
„Es war für mich nicht von Anfang an klar, dass ich mich bewerben werde“, erklärte Scherer, die seit 2018 Bürgermeisterin in der Kurstadt ist. Nachdem sie aber sehr oft und von verschiedenen Seiten auf eine Kandidatur angesprochen wurde, ist der Gedanke dann doch gereift. Bei diesen Überlegungen war ihr besonders wichtig, sagte sie, ob sie guten Gewissens Bad Wurzach zum jetzigen Zeitpunkt in die Hände eines neuen Bürgermeisters bzw. einer neuen Bürgermeisterin übergeben kann.
Sie sieht viele während der vergangenen vier Jahre in Bad Wurzach angestoßene Projekte auf einem guten Weg: Wohn- und Gewerbegebiete, Breitbandausbau, der Turm im Ried. Andere seien erfolgreich abgeschlossen: Umbau und Sanierung von Kurbetrieb und Kurhotel, das neue Hallenbad fertiggestellt, die Jugendmusikschule blieb in städtischer Trägerschaft und hat eigene Räume im Schloss bezogen.
„Meine bisherige Bilanz ist also ganz ordentlich, die Stadt kann gestärkt und zuversichtlich in die Zukunft blicken. Der Gemeinderat ist über alle Themen der Stadt informiert und daran beteiligt, diese enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit war und ist mir immer sehr wichtig. Dazu gehört dann auch, dass ich zuallererst den Gemeinderat über meine Bewerbung informiert habe,“ sagte die, angesichts der vielen Besucher bei dieser Sitzung, sichtlich gerührte Bürgermeisterin.
Warum aber jetzt Laupheim, wo sie doch in Bad Wurzach sattelfest ist und sich auch sehr wohl fühlt? „Laupheim ist eine wirtschaftlich überaus prosperierende, lebendige und dabei doch sehr liebenswerte Stadt mit guter Infrastruktur und stabilen Finanzen, bietet also Gestaltungsspielraum und Zukunftschancen in einer noch größeren Kommune. Und Laupheim ist die Stadt, die für unsere Kinder die Heimatstadt ist, der Ort ihrer Kindheit und Schulzeit sowie der Ort, an dem wir alle Freunde gefunden haben“, erklärt Scherer. Die Familie stehe hinter der Entscheidung und unterstütze sie. „Ich hoffe, auch meine Wurzacher können mich verstehen und nehmen mir diese Entscheidung nicht übel.“
Gewinnt Alexandra Scherer die OB-Wahl am 27. März und sollte Hauptamtsleiter Frank Högerle eine Woche zuvor zum Bürgermeister von Burgrieden gewählt werden, bedeutete dies eine mächtige Zäsur für die Bad Wurzacher Stadtverwaltung.
Der OB-Stuhl in Laupheim ist allerdings begehrt. Alexandra Scherer ist die Fünfte in der Riege der BewerberInnen. Kevin Wiest (42), Bürgermeister von Oberstadion und CDU-Kreisrat im Alb-Donau-Kreis hat als Erster seine Bewerbung im Laupheimer Rathaus abgegeben. Raymond Ihle, der Technische Leiter der Laupheimer Stadtwerke, hat als dritter Bewerber seinen Hut in den Ring geworfen. Der 43-jährige Ingenieur tritt als parteiloser Kandidat an. Ingo Bergmann (44) aus Ulm hat sich bereits 2017 um die Nachfolge von Rainer Kappelen beworben und landete mit 41 Prozent der Stimmen hinter Georg Rechle. Bergmann ist SPD-Mitglied und ist Projektleiter beim Aufbau des Einstein-Museums in Ulm. Michael Springer (54) tritt als „weitgereister Laupheimer“ zur Wahl an, wie es in seiner Pressemitteilung heißt. Der Diplombetriebswirt arbeitet bei einem Energieversorger. Am 27. März weiß man mehr.
Autor: Uli Gresser