Rottum/Kürnbach - Über 120 Jahre alt ist er geworden, der alte König. Und wie es einem König gebührt, ist er mit Harz einbalsamiert worden. So lebt er fort in anderer Form, aber sichtbar und sogar anfassbar. Der Urbaum des Jakob-Fischer-Apfels verschied im letzten Jahr an seinem Standort auf einer Wiese bei Rottum in der Gemeinde Steinhausen, nun kehrt er wieder als Kunstwerk, noch zu betrachten bis Ende Oktober im Museumsdorf in Kürnbach.
Der Künstler Bernhard Schmid aus Rettenbach bei Günzburg hat sich des toten Baums angenommen. Nachdem er von dem greisen Apfelbaum geträumt habe, sah er seinen Auftrag darin, dem morschen Baum künstlerisch neues Leben einzuhauchen. Dazu sezierte der Holzkünstler den Baum und legte das Stamminnere offen. Aus der Baumruine gestaltete er Fragmente, die er mit Harz konservierte. Nun sind sie Zeugen eines langen Lebens, das irgendwann zur vorletzten Jahrhundertwende als Apfelkern begann und 1903 von dem aufmerksamen Kleinbauern, Naturfreund und Musiker Jakob Fischer am Rande seines Heimatdorfes Rottum als Wildling entdeckt und fortan gepflegt wurde. So wuchs aus einem unscheinbaren Apfelbäumchen der Apfelkönig heran. Sein Reich waren und sind Streuobstwiesen, ein Reich von besonderer Schönheit und Kostbarkeit.
Rückkehr in die Heimat. Die Skulpturen wurden zuerst im Rathaus in Steinhausen/Rottum gezeigt. Bürgermeister Reck bei der Vernissage.
Unter der Vielzahl der historischen Apfelsorten, die es auch heute noch in Oberschwaben gibt, sticht einer besonders hervor: der Jakob-Fischer-Apfel. In der Ausstellung „Jakob Fischer. Baum–Frucht–Mensch“ können die Besucherinnen und Besucher im Tanzhaus des Museumsdorfs die Werke des Künstlers entdecken.
Auch in der zweiten Ausstellung des Museumsdorfs dreht sich alles um historische Apfelsorten: Im Ziegelstadel können die Besucherinnen und Besucher mehr über die Besonderheiten von Schemmerberger Apfel, Rotem Eiserapfel, Schöner aus Eichen und anderen historischen Äpfeln erfahren. Ein besonderes Augenmerk ist auch hier auf den Jakob-Fischer-Apfel gerichtet. Dem König der regionalen historischen Apfelsorten ist eine eigene Vitrine in der Ausstellung gewidmet, in der Interessierte mehr über die Geschichte seiner Entdeckung und die Bedeutung des Apfels erfahren können. Und wer davon etwas mit nach Hause nehmen möchte, dem sei das anschauliche Buch zu „Baum-Frucht-Mensch“ (18 Euro) empfohlen.
Der abgestorbene Apfelbaum kurz vor der Fällung.
Beide Ausstellungen können bis Ende Oktober im Museumsdorf Kürnbach besucht werden. Der Künstler ist im Museum anwesend : am 03. + 24. + 31. Oktober jeweils von 10 bis 18 Uhr.
www.museumsdorf-kuernbach.de
www.kuenstler-holzgestalter.de
Autor: Roland Reck