Biberach/Munderkingen - Die Leidenschaft für Luftiges liegt bei Familie Dreher in der Familie. Dem Ballonfahren gilt die Liebe mehrerer Generationen.
Seit 1990 fährt Eugen Dreher mit Heißluftballons über Oberschwaben, Schwäbische Alb, Allgäu und Donautal. 1700 Fahrten absolvierte er seither. Zu den spektakulärsten Fahrten gehören die Alpenüberquerungen im Winter: 16 Mal hat er bei dieser Königsdisziplin seinen Gästen unvergessliche Eindrücke beschert. Mit 70 Jahren ist nun Schluss – zumindest mit mehr als drei Passagieren im Korb, so will es die Vorschrift. Solange der Fliegerarzt aber grünes Licht gibt, wird er auch weiterhin in die Luft gehen. Und für Fahrten mit mehr als drei Personen hat sich eine familiäre Nachfolge gefunden. Denn auch sein Bruder Robert Dreher bietet von Munderkingen aus Logenplätze am Himmel. Auch er nimmt seit mehr als zwanzig Jahren Gäste an Bord. Die Brüder sind sich einig, dass die Gäste sehr persönlich betreut werden. Dabei werden sie auch von den Begleitern am Boden unterstützt.
Eugen Dreher (oben) übergibt an seinen Bruder Robert mit Familie.
Schuld war der Vater
Wie erklärt sich die Flugbegeisterung der Brüder? „Der Schuldige ist schnell ausgemacht“, lacht Eugen Dreher. „Unser Vater!“ Der Kriegsversehrte habe bei der Arbeit auf dem Feld jedem Flugzeug nachgeschaut und seine drei Buben auch mitgenommen zu Flugtagen in der Region. Zu seinem Siebzigsten organisierten die Kinder im kleinen Rechtenstein einen Flugtag mit sieben Heißluftballons. Ehrengast war der Vater. „Seither fahren alle drei Brüder mit großer Begeisterung Ballon. Wir sehen schließlich die Sonnenseite der Welt“, freut sich Eugen Dreher.
Das besondere bei den Drehers in Munderkingen: Die gesamte Familie teilt die luftige Leidenschaft. Schon mit 24 Jahren erwarb Robert Dreher den Pilotenschein für einmotorige Privatflugzeuge, 1991 ließ sich der Kaufmann im Groß- und Außenhandel zum Ballonfahrer ausbilden. Der selbständige Werksvertreter für Landmaschinen ist auch gerne mit Motorrad und Segelschiff unterwegs. Seine Frau Elke begann bereits mit 13 Jahren ihre Segelflugausbildung. Auf das Segelfliegen folgte das Fallschirmspringen, mit mittlerweile weit über 1.000 Sprüngen. 1990 folgte die Berechtigung zur Privatflugzeugführerin und schließlich 1996 zur Ballonpilotin. Hauptberuflich ist sie Zahnärztin in eigener Praxis. Sie fährt gerne Motorrad und betreibt Taekwondo. Tochter Sinah begann mit 17 Jahren die Ausbildung zur Ballonfahrerin und erhielt mit 19 Jahren die Lizenz. Sie studiert Humanmedizin. Neben dem Ballonfahren zählt sie Motorradfahren, Sport und Musik zu ihren Hobbies. Auch Robert junior wurde die Begeisterung für das Fliegen in die Wiege gelegt. Bereits mit 17 Jahren erhielt er die Lizenz zum Ballonfahren. Am Ballonfahren schätzt er besonders die gute Fernsicht und der Blick aus einer anderen Perspektive. Außerdem mag er die Überraschung, wohin einen der Wind verschlägt. Seit 2022 ist er zudem im Besitz der Berechtigung zum Privatflugzeugführer. Er studiert bei der Polizei und teilt die Hobbies seiner Schwester.
Die Welt von oben: Aus dem Ballon entstand diese Aufnahme der Rapsfelder um Stafflangen.
Gefahren wird zu jeder Jahreszeit, wenn das Wetter passt. Treffpunkt ist am Startplatz in Munderkingen, wenn kein anderer Startplatz vereinbart wurde. Drehers können bis zu vier Ballone gleichzeitig starten. Man macht die Ballone gemeinsam startklar, dabei lernt man sich kennen. Die Fahrtzeit beträgt eineinhalb bis zwei Stunden. Zurück auf der Erde folgt dem gemeinsamen Abbau die traditionelle Taufzeremonie, die Aufnahme in den Adelsstand der Ballonfahrer. Und schließlich wird bei einem Gläschen Sekt allen Fahrgästen ihre Urkunde zum Ballonfahrer überreicht.
Autorin: Andrea Reck